Rezension

Babushka

Der Zopf meiner Großmutter - Alina Bronsky

Der Zopf meiner Großmutter
von Alina Bronsky

Bewertet mit 5 Sternen

„Du bist so groß geworden, ich kann kein Wort mehr von dem verstehen, was du sagst. Manchmal denke ich, du kannst kein Russisch mehr.“ [158]

 

Witzig, spritzig, hintergründig und teils richtig böse schreibt die Autorin Alina Bronsky über eine russische Patchwork-Familie. „Der Zopf meiner Großmutter“ ist ein wundervoll geschriebener Roman in dem eigenwillige und doch so liebenswerte Charaktere einen Platz haben und diesen vollends ausfüllen. Dabei geht es um die Großmutter, den Großvater, seine – mehr oder weniger heimliche - Geliebte und Max, den Enkel.

 

Max und seine Großeltern sind als Flüchtlinge aus Russland nach Deutschland emigriert. Und Max ist es auch, aus dessen Sicht hier berichtet wird. Er ist inmitten des ach so normalen Wahnsinns. Die Großmutter Margo, der alles in dieser neuen Gesellschaft bzw. neuem Land zu entgleiten scheint, ist das, was man heutzutage als Helikopter-Eltern bezeichnet. Sie ist in Bezug auf ihren Enkel überfürsorglich, möchte sich ständig in seiner Nähe aufhalten, um ihn zu überwachen und zu behüten. Dies sieht man auch gut an dem eingangs erwähnten Zitat.

Im Gegensatz zur Großmutter findet Max zunehmend halt in der Gesellschaft. Er entwickelt sich weiter, löst sich, integriert sich.

Der Großvater geht sparsam mit seinen Gefühlen um, wenn er denn mal welche zeigt. Und letztendlich bringt Großvater Tschingis, der sonst ruhig, zurückgezogen auftritt, die Wendung für alle.

 

Komödie und Tragik wechseln sich ab und Bronsky verwebt alles zu einem gelungenen Roman mit einem schwierigen und ernsten Thema, der sich aufgrund des Schreibstils schnell und flüssig lesen lässt.

 

Das Cover ist minimalistisch gestaltet und passt wunderbar zu dieser Geschichte.