Rezension

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Bahnbrechender Gruselthriller!

Engelsfors-Trilogie 01. Zirkel - Sara Bergmark Elfgren, Mats Strandberg

Engelsfors-Trilogie 01. Zirkel
von Sara Bergmark Elfgren Mats Strandberg

~~Engelsfors ist eine kleine, unscheinbare und heruntergewirtschaftete Stadt in Schweden, in der es vor allem eines ist: langweilig. Als jedoch sechs völlig unterschiedliche Mädchen kurz nach dem vermeintlichen Selbstmord ihres Mitschülers Elias mitten in der Nacht von einer geheimnisvollen Macht zu dem alten Vergnügungspark gelenkt werden, der am nächsten Tag von jeder Karte verschwunden ist, als hätte er nie existiert, geschieht das Unglaubliche – sie alle sollen auserwählt sein, das Böse zu besiegen, das sich in ihrem Städtchen eingeschlichen hat. Gemeinsam mit dem Hausmeister Nicolaus, der behauptet, ihr Gefährte zu sein, trainieren sie fortan ihre neu entdecken magischen Fähigkeiten und versuchen, Elias‘ Mörder ausfindig zu machen, der versucht, ein Mitglied des Zirkels nach dem anderen auszulöschen. Als dann auch Rebecka nach einem Gespräch mit der Schuldirektorin stirbt, scheint ihnen die Zeit davonzulaufen…

Das Cover zeigt die gezeichneten Köpfe von sechs Mädchen, die inmitten einiger Schnörkel den inneren und äußeren Kreis eines Zirkels umrahmen und ist farblich recht einfach gehalten mit roter Schrift und dem schwarzen Bild auf einem grauen Untergrund. Damit sieht das Buch optisch ein wenig erwachsener aus als die meisten Jugendbücher und hebt sich so angenehm von der Masse ab. (Unter dem Schutzumschlag finden sich etwas blasser ebenfalls die zirkelförmigen Schnörkel (nur ohne die Köpfe) und der rote „Hauptzirkel“ in der Mitte – ausnahmsweise wäre es also auch nicht tragisch, den Schutzumschlag zu verlieren oder zu beschädigen.)

Die Geschichte wird durchgehend im Präsens erzählt und obwohl sie in der dritten Person geschrieben ist, wechselt die Perspektive regelmäßig zwischen den einzelnen Hauptakteurinnen, weshalb man sich als Leser sehr gut in sie hineinversetzen kann.

Der Schreibstil wirkt zu Anfang etwas ungewöhnlich, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran.

Die Charaktere wirken auf den ersten Blick ziemlich stereotyp (was sie aber keinesfalls sind; im Gegenteil!), jeder der Repräsentant einer bestimmten sozialen Gruppe oder eines bestimmten Klischees – Minoo, die Streberin, Ida, die Oberzicke, Anna-Karin, das Mobbingopfer, Vanessa, die Schulschlampe, Rebecka, die allseits Beliebte und immer Nette, sowie Linnéa und Elias, die Außenseiter mit Gothic-Touch. Gerade dadurch wird es aber erst richtig interessant, denn so ist die Zusammenarbeit nicht nur für die Protagonisten eine Herausforderung, sondern jede Art von Leser findet mit Sicherheit jemanden, mit dem er sich identifizieren kann.

So lernt man die Vorurteile eines jeden gegenüber den anderen kennen und verstehen und entdeckt so auch die verletzlichen Seiten an jeder Person.
Besonders Anna-Karin kann man nachempfinden, dass sie ihre Kräfte einsetzt, um vom ewigen Bauerntrampel zur Prinzessin der Schule aufzusteigen und ihre Mutter aus der jahrelangen Depression zu befreien. Und trotzdem hofft man, dass sie wieder aufhört damit, als sie damit alle um sich herum in Gefahr bringt, so sehr man ihr auch gönnt, dass sie sich endlich zur Wehr setzen kann.

Auch Vanessas Familienstreitereien kann man verstehen, da ihre Mutter versucht, sie vor ihren eigenen Fehlern zu bewahren, indem sie ihr andauernd etwas vorschreiben will und außerdem geflissentlich übersieht, dass ihr neuer Freund es geradezu darauf anlegt, Vanessa zu provozieren. Schnell stellt sich auch heraus, dass sie nicht die hohle Blondine ist, als die sie eingeführt wird – das war es also schon mit dem Stereotyp, der eher vom Rest ihrer Clique erfüllt wird, in die sie bei näherem Hinschauen gar nicht hineinpasst.

Daher berührt das Band, dass sie zur augenscheinlich so unantastbaren Linnéa aufbaut auch sehr, da die beiden nach einiger Zeit viel mehr als eine oberflächliche Freundschaft verbindet.

Schön war es auch zu sehen, dass sogar die scheinbar perfekte Rebecka genau wie jeder andere Mensch mit Selbstzweifeln gekämpft hat, auch wenn man gleichzeitig gehofft hat, dass sie ihre Essstörung in den Griff kriegen würde.

Zu Ida gibt es nicht viel zu sagen, da sie die meiste Zeit eine Eiskönigin bleibt, aber vielleicht taut sie ja im Laufe des zweiten Bandes noch etwas auf, Andeutungen gab es ja schon vor dem entscheidenden Kampf am Ende.

Am sympathischsten war mir jedoch Minoo, die, obwohl aus reichem Elternhaus stammend, in der sozialen Hierarchie der Schule nicht allzu weit oben steht, wie es in den meisten Geschichten der Fall ist. Stattdessen kämpft sie mit dem Teenagerproblem Akne und schämt sich für ihren ansonsten eigentlich hübschen Körper, was einigen Lesern nicht unbekannt sein dürfte. Ihre heimliche Liebe zu Max, ihrem Lehrer, hat mich jedoch am meisten berührt. Die Szenen, in denen die beiden sich vorsichtig näherkommen, sind so wunderschön geschrieben, dass man einfach mit Minoo mitfühlen und hoffen muss, dass sie zusammenkommen, selbst wenn es verboten ist.

Umso schockierender ist es dann allerdings, dass gerade er sich als Bösewicht entpuppt und ich bin sehr gespannt, wie Minoo in der Fortsetzung mit diesem Schlag umgehen wird.

Die Spannung wird das ganze Buch über aufrecht erhalten, immer gibt es neue Hinweise und Rätsel und immer wieder macht sich jemand verdächtig, indem er scheinbar unmögliche Dinge tut, wie beispielsweise zur selben Zeit an zwei verschiedenen Orten zu sein.

Jedes Mal, wenn von neuem jemand angegriffen wird, zittert man mit um das Leben dieser Person und spürt die Gefahr – ein nervenaufreibender Gruselthriller mit wirklich authentischen Charakteren also, den ich nur jedem empfehlen kann!