Rezension

Banale Geschichte, die einem aber wenigstens Land und Leute gut näher bringt

Für immer und Sushi? - Fiona Kawazoe

Für immer und Sushi?
von Fiona Kawazoe

Bewertet mit 3 Sternen

Vanessa Faber entflieht einer depressiven Verstimmung nach Japan, dort hat sie einen Job als Kindermädchen für dreijährige Zwillinge ergattert. Der Job stellt sich als sehr anstrengend heraus, und um wenigstens den zusätzlichen Anforderungen durch die Mutter der Kinder entfliehen zu können, sucht sie sich bald eine andere Unterkunft. Gar nicht so leicht in Tokyo, wo schon winzige Wohnungen sehr teuer sind, doch dann hat Vanessa Glück, die Halbjapanerin Saki bietet ihr an, zu ihr zu ziehen und ihr mit dem Preis entgegenzukommen, wenn sie ihr ihren Blog ins Englische übersetzt. Durch Saki lernt Vanessa nicht nur Tokyo gut kennen, sondern erlebt ganz neue Herausforderungen.

In das Coverbild habe ich mich gleich verliebt (manchmal bin einfach nur ein Mädchen …), und den Einstieg ins Buch fand ich sehr gelungen, ich habe mich köstlich amüsiert. Leider geht dem Roman irgendwann die Luft aus, spätestens ab der Hälfte ist es mit dem Amüsieren zu Ende und die Geschichte wird immer uninteressanter, banaler. Punkten kann der Roman bis zum Ende damit, dass man die japanische Kultur und Tokyo kennen lernt. Da die Autorin selbst mit einem Japaner verheiratet ist, gehe ich davon aus, dass sie weiß, wovon sie spricht und auch die Probleme und Emotionen von Jemandem, der Land und Leute erst noch kennen lernen muss, gut nachempfinden kann. Dieser Part ist dann auch recht gut gelungen und hat mich bei der Stange gehalten, obwohl sich der Roman immer zäher lesen ließ.

Sehr erstaunt war ich, als ich las, dass Vanessa bereits Ende Zwanzig sein soll. Ich hatte sie mindestens zehn Jahre jünger geschätzt, bis zum Ende erschien sie mir sehr unreif, naiv und weltfremd. Am Anfang der Geschichte fand ich sie noch ganz sympathisch, das hat sich aber leider im Laufe der Geschichte mehr und mehr ins Negative gewandt.

Saki dagegen mag ich sehr gerne, ihre quirlige und positive Art, und auch ihr „Hilfsservice für interkulturelle Probleme“ sprechen mich an, leider kommt der aber kaum zum Tragen, der eine Fall, der angesprochen wird, ist ähnlich banal wie die ganze Geschichte.

Die beiden auftretenden japanischen Männer mag ich ebenfalls sehr gerne: Takuya, liebe- und verständnisvoll, Shota ziemlich durchgeknallt, aber sympathisch. Die weiteren Charaktere, vor allem die Zwillingsmutter Ayumi, erscheinen etwas überspitzt dargestellt, haben den Roman aber durchaus bereichert.

Erzählt wird in Ich-Form aus Vanessas Perspektive, wodurch man unmittelbar mit ihr Land und Leute entdeckt. Dass ich nicht immer alle ihre Gedankengänge nachvollziehen konnte, ist okay, das ich nicht mit ihr mitfühlen konnte (außer ganz zu Beginn), ist schade. Die Liebesgeschichte wirkt dadurch aber noch aufgesetzter, als sie sowieso schon ist. Ich konnte zwar ahnen, dass sich da etwas anbahnen wird, aber ich konnte es nicht nachempfinden.

Insgesamt handelt es sich hier um einen sehr banalen Liebesroman, der nur damit punktet, dass er dem Leser Land und Leute näher bringt. Dafür vergebe ich 3 Sterne. Wirklich empfehlen kann ich den Roman nicht, wer aber gerne auch wenig anspruchsvolle Liebesromane liest und sich auch mal in ein anderes Land entführen lässt, sollte es vielleicht mit diesem Roman versuchen.