Rezension

Bauernopfefr - Opfer oder Täter? Wer vermag zu richten?

Bauernopfer - Lichthaus' zweiter Fall - Paul Walz

Bauernopfer - Lichthaus' zweiter Fall
von Paul Walz

Hochbrisante und topaktuelle Gegenwartsliteratur.

Die  Rufe der Zugvögel drangen von fern her zu dem Mann, der in der nächtlichen Dunkelheit vom Wohnhaus auf dem Weg zu den Ställen seines Biohofes war, um dort wie jeden Abend nach dem Rechten zu sehen. Er legte den Kopf in den Nacken und lauschte den Schreien der Kraniche, die, den uralten Naturgesetzen folgend, ihre Bahn am Nachthimmel zogen. Ein Gefühl des Friedens überkam ihn, denn seit alters her galten diese majestätischen Vögel als Glücksbringer.

In diesem Augenblick wusste er nicht, dass es das letzte Glück war, das er empfand, weil man ihn wenige Stunden später bestialisch ermordet in einem seiner Bio-Ställe auffinden würde, wo er an einem Balken wie an einem Galgen hängend, sein Leben ausgeblutet hatte wie ein Schlachtvieh.

Johannes Lichthaus, der ermittelnde Kommissar, stand vor einem Rätsel.

Die ersten Verdachtsmomente richteten sich auf die Familienmitglieder des Ermordeten. Da waren zwei Söhne, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten, deren Hass aufeinander und auf den Vater unverkennbar war und eine Ehefrau, welche die meisten Stunden des Tages im Alkoholrausch verbrachte, vom Partner enttäuscht und haltlos - durchaus Umstände, die verdächtig machten.

Bis ein weiterer Mord, dessen Opfer ein hohes Tier des Wirtschaftsministeriums war, ganz andere Erwägungen brachte. War es möglich, dass hier ein Kampf gegen die Öko-Landwirtschaft geführt wurde? Waren eventuell korrupte Kreise der Politik oder Drahtzieher der Mafia am Werk?  Eine Journalistin musste für ihre bloßstellenden Recherchen zu einem Skandal teuer bezahlen, und der ermittelnde Kommissar geriet unter Zeitdruck, weil er dem grausamen Verbrechen ein Ende bereiten musste, bevor seiner Familie Gefahr drohte.

 

Paul Walz hat einen ausgezeichneten Kriminalroman geschrieben. Das Buch hat einfach alles, was die Lektüre in diesem Genre auszeichnen sollte.

Der Fall ist interessant und hochaktuell, die Protagonisten - allen voran Johannes Lichthaus - sind authentisch und nahe beim Leser, hervorragend skizziert und leicht vorstellbar.

Mit flüssiger, gut gewählter Sprache führt der Autor den Leser durch eine Geschichte, deren Spannungsbogen zu keiner Zeit nachlässt, sondern sich im Fortgang der Geschehnisse stetig erhöht, um in einem furiosen, nicht vorhersehbaren Ende zu münden.

Selbst die vereinzelten, brutalen Mordszenen und -beschreibungen haben durch die kühle, berichtende Distanziertheit keinerlei reißerischen Charakter.

Ein intelligenter, interessanter Kriminalroman, der einem Freund dieses Genres sicherlich genussvolle Lesestunden bereitet und mit meiner uneingeschränkten Empfehlung auch alle zu vergebenden Sterne erhält.