Rezension

Beängstigend

Du bist mein Tod - Claire Kendal

Du bist mein Tod
von Claire Kendal

Schon der Beginn ist anders als alles was ich bisher gelesen habe. Ich erhalte Einblick in die Gedanken der Protagonistin und erfahre so relativ schnell von ihrem Problem.
Clarissa wird verfolgt – aber nicht nur verfolgt, sie ist das Opfer eines Stalkers. Der ist fast immer in der Nähe.
Alles begann vor 3 Monaten – sie lernte ihn kennen und machte den Fehler mit ihm zu schlafen. Es war bei seiner Buchpräsentation – einer Lesung. Als sie ihn begleitet, habe ich den Eindruck, ist es mehr ein Trost über den Verlust ihres Freundes Henry, der eine Professur in Cambridge bekommen. Sie hat wahrscheinlich nicht einmal vorgehabt, sich mit ihm einzulassen. Aber mir kommt beim Lesen der Verdacht auf, dass er ihr vielleicht Ko-Tropfen ins Glas getan hat. Sie erscheint danach so willen- und kraftlos.
Clarissa macht sich die Mühe und schreibt alle Erinnerungen und Erlebnisse auf, der Leser kann so daran teilhaben.
Dann wird Clarissa beim Gericht als Geschworene berufen. Hier geht es um die Vergewaltigung und Misshandlung einer jungen Frau. Schnell bekommt Clarissa mit, wie schwierig es für das Opfer ist sich trotzdem vor Gericht zu behaupten. Vom Verteidiger ihres Peinigers wird ihr vorgeworfen, alles nur provoziert zu haben. Durch und während der Verhandlung wird Clarissa klar, auch sie ist einer extrem schwierigen Situation. Sie hat kaum Beweises für das Stalking und kann sich auch nicht wehren. Der Stalker geht sogar noch weiter, er nimmt Kontakt mit ihrer Freundin auf und schleicht sich so in ihr Vertrauen. Diese kann sich gar nicht vorstellen, warum Clarissa Rafe - den Stalker - von sich schiebt, der ist doch so nett und um sie so bemüht. So nach und nach versucht der Stalker immer mehr Einfluss im Leben von Clarissa zu gewinnen. Clarissa bemerkt es recht schnell und versucht dagegen anzukämpfen. Aber es schwerer als gedacht, da die meisten Leute ihr nicht so richtig glauben.
In der Mitte des Buches ging es dann plötzlich nicht mehr so richtig vorwärts. Irgendwie ging es nicht richtig voran. Zum Ende des Buches geht es dann plötzlich Schlag auf Schlag, die Ereignisse überschlagen sich. Wobei ich auch sagen muss, dass für mich das Ende dann relativ vorhersehbar war.
Aber gut, das Buch ist trotz allem lesenswert. Wer Erfahrungen mit einem Stalker hat, wird sich hier vielleicht wiederfinden. Für mich als Neuling war es schon beängstigend, wie weit Stalker sich in ein Leben einmischen und vor allem, dass man eigentlich in der Situation seiner eigenen Identität beraubt wird. Bewundernswert, dass sich die Protagonistin nicht aufgegeben hat. Vielleicht an Ansporn für die, die in einer ähnlichen Situation sind - sich nicht aufzugeben und um die eigene Identität zu kämpfen.