Rezension

Beängstigend und gleichzeitig fesselnd

Der Tausch - Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg. - Julie Clark

Der Tausch - Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg.
von Julie Clark

Bewertet mit 4 Sternen

Die Chance, ein neues Leben zu beginnen, begleitet Claire und Eva, als sie sich unabhängig voneinander auf dem Flughafen JFK in New York befinden. Claire flieht vor ihrem gewalttätigen Ehemann, der ihr durch seinen politischen und finanziellen Einfluss keinen Ausweg lässt. Eva sucht einen Neuanfang, um sich aus den Fängen des Drogenmilieus zu befreien. Nach einer spontanen Begegnung beschließen die Frauen, ihre Flugtickets zu tauschen, nichts ahnend, was sich daraus entwickelt.

Julie Clark versteht es, die beiden Hauptprotagonistinnen gekonnt in Szene zu setzen. Sie spielt mit Emotionen, Ängsten und Hoffnungen. Zwei völlig unterschiedliche Frauen, die durch einen Zufall den gleichen Wunsch hegen: Flucht aus dem bisherigen Leben. In zwei Handlungssträngen begleitet man die zwei Frauen. Claire schildert ihre gegenwärtigen Erlebnisse in der Ich-Form, Evas Erlebnisse werden dagegen im personalen Erzählverhalten Monate zurückliegend bis zum Tickettauschtag geschildert.

Gefesselt verfolgt man das Geschehen und bangt mal um die eine, dann um die andere. Ihre Chancen aus der Situation heil herauszukommen, stehen schlecht. Beide Protagonistinnen versuchen eine Fassade aufrecht zu erhalten, die schon längst zu bröckeln begonnen hat. Die gut situierte strahlende Ehefrau eines erfolgreichen Politikers, die täglich damit kämpft, ihre Blessuren zu verbergen. Auf der anderen Seite eine gescheiterte, einst erfolgversprechende Chemiestudentin, die ihre Drogenküche hinter einer biederen Alltagsfassade zu verstecken versucht und ihre Ängste kaum noch unterdrücken kann. Es geht um starke Frauen, die sich befreien wollen.

Männer spielen hier eher die "bösen" Nebenrollen, ob als unberechenbarer gewalttätiger Ehemann oder als Drogendealer, der kein Mittel auslässt, um Eva unter Druck zu setzen. Hauptakteure sind Frauen in unterschiedlichsten Positionen. Sie unterstützen sich gegenseitig, geben sich Halt, haben Verständnis füreinander. Die beste Freundin, die für Claire die Flucht mit organisiert, die nette Coffeeshop-Bedienung, die einen Job vermittelt, weil sie Claires Hilflosigkeit erkennt. Eine Professorin, die für Eva Verständnis aufbringt, obwohl diese alles andere als freundlich zu ihr ist. Eine überraschende Frau, die anfänglich wohl niemand als Unterstützerin im Blick hatte und für einen besonders spannenden Plot sorgt.

Durch die zeitlich unterschiedlichen Perspektiven wird der Spannungsbogen langsam, aber stetig aufgebaut. Man fiebert dem entgegen, was man befürchtet und hofft auf einen Ausweg. Beiden Frauen gönnt man ein Happy End, das tatsächlich bis zum Schluss offenbleibt.

Dieser ungewöhnliche Frauen-Thriller spielt mit weiblichen Ängsten. Mir fiel es nicht schwer, mich in die beiden Personen hineinzuversetzen und mit ihnen zu hoffen und bangen. Daher von mir eine Leseempfehlung.