Rezension

bedingungslose Liebe

Wo du nicht bist - Anke Gebert

Wo du nicht bist
von Anke Gebert

Bewertet mit 4.5 Sternen

Durch die Schwangerschaft ihrer Schwester Martha lernt die Stoffverkäuferin des Kadewe Irma Weckmüller den Arzt Dr. Erich Bragenheim Anfang der 30er Jahre in Berlin kennen. Nach und nach wird aus der Sympathie eine innige Liebe. Nach ihrer Verlobung reisen sie nach Venedig und verleben dort eine unbeschwerte Zeit. Zurück in Berlin weht ihnen ein rauer Wind entgegen. Erich hat immer weniger Patientinnen und Irma wird nahegelegt, sich von dem Juden Erich zu trennen, andernfalls würde sie entlassen. Doch die Liebe ist zu groß, sie bleibt bei Erich. In ihrem Umfeld und Erichs Familien- und Freundeskreis wird die Abneigung gegenüber Juden immer dramatischer und sichtbarer. Einige verlassen Deutschland, doch Erich, der sich als Deutscher fühlt, im ersten Weltkrieg ausgezeichnet wurde, kann sich nicht vorstellen, dass die Nazis lange das Sagen haben werden. Er bleibt, er wird schikaniert, zu Zwangsarbeit gezwungen und nach Theresienstadt deportiert. Gleich nach seiner Ankunft in Auschwitz wird er vergast. Für Irma bleibt Erich immer ihr Mann und dieses möchte sie mit allen Mitteln durchsetzen. An ihrem Hochzeitstag mussten die Beiden das Standesamt wieder verlassen, eine Trauung wurde als Rassenschande angesehen und durfte nicht erfolgen. Nun, nach Ende des zweiten Weltkrieges setzt sie alles daran, Erichs Ehefrau zu werden.
Der Roman nach einer wahren Geschichte ist gleichzeitig ein Plädoyer für die bedingungslose Liebe wie auch ein Mahnmal, was den Menschen, insbesondere der jüdischen Bevölkerung angetan wurde. Der Roman ist extrem emotional geschrieben, mal löst er Freude, mal blankes Entsetzen aus. Schade ist, dass man über die weitere Lebensgeschichte Irmas nichts erfährt.