Rezension

Bedingungslose Schwesternliebe

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Bewertet mit 5 Sternen

April leidet unter Magersucht und liegt deswegen in der Klinik. Phoebe vermisst ihre große Schwester sehr. Sie versteht nicht, was um sie herum geschieht. So viele Fragen schwirren in ihrem Kopf herum und warten darauf, beantwortet zu werden. Ihre Eltern sind ihr leider gar keine Hilfe. Im Gegenteil! Die Situation überfordert sie völlig. Und so beginnt Phoebe, ihrer Schwester Briefe zu schreiben. Briefe die zeigen, welches Loch April hinterlassen hat, die Einblicke in den nunmehr grauen Alltag der Familie geben und die Antworten suchen. Antworten, die Phobe - wenn auch später - erhält.

 

"Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" greift ein sehr aktuelles Thema auf: Magersucht. Es richtet sich primär an Jugendliche und beleuchtet die Krankheit sowie deren Hintergründe und Folgen. Die Autorin hat eine sehr bewegende Geschichte geschrieben, die nachhallt. Wo Hilflosigkeit herrscht und Worte fehlen, gelingt es Phoebe mit ihren teils kindlich naiven, aber dennoch sehr realitätsnahen und vor allen wortgewaltigen Briefen, das Loch, welches ihre kranke Schwester hinterlassen hat, zu füllen. Sie sind ein eindrucksvolles Zeugnis einer tiefen, unzertrennlichen Schwesternliebe. Phoebe lässt sich vom Ausbleiben erhoffter Antwortbriefe nicht vom Schreiben abbringen, denn sie hat Aprils Situation intuitiv besser verstanden als es bei deren Eltern der Fall zu sein scheint. Das Echo lässt auf sich warten, ist aber ebenso gewaltig. Ich konnte sehr gut mit den Schwestern fühlen, während ich mitunter eine richtige Wut auf die Eltern im Bauch hatte. Beides erfüllt seine Funktion, Licht in eine Krankheit zu bringen, über die viel zu wenig bekannt ist. In einer Zeit des vorherrschenden Schönheitsideals schlanker Models ein wichtiges Buch, das vor der Gefahr der Magersucht warnt und für Jugendliche Pflichtlektüre sein sollte. Eine absolute Leseempfehlung!