Rezension

Bedrohliche Idylle im Kleinstadt-Paradies

Wayward - Blake Crouch

Wayward
von Blake Crouch

Bewertet mit 5 Sternen

Idylle in den Bergen, das verspricht der Anblick des Städtchens Wayward Pines. Allerdings ist die Stadt von einem Elektrozaun umgeben und ein Scharfschütze hat ständig sein versiertes Auge drauf. Als einziger Bewohner, weiß Sheriff Ethan Burke, warum das scheinbare Kleinstadt-Paradies ein Hochsicherheits-Gefängnis für seine Einwohner ist.

„Wayward“ ist der zweite Band von Blake Crouchs Wayward-Pines-Trilogie. Wer sich bereits im ersten Band in Wayward Pines verlaufen hat, für den wird es nach dieser großartigen Fortsetzung kein Entrinnen geben. 

Nachdem ich den ersten Teil „Psychose“ gelesen habe, wusste ich sofort, dass ich „Wayward“ nicht lange warten lasse. Für mich ist es ein alles überragender Pluspunkt, dass Autor Blake Crouch weitab von der üblichen Thriller-Handlung liegt. Er weiß zu überraschen, nimmt den Leser an der Hand, und lädt ihn in die abenteuerlichste Kleinstadt von Idaho ein. 

Protagonist Ethan Burke war einst Secret-Service-Agent und ist mittlerweile zum Sheriff von Wayward Pines aufgestiegen. Nachdem er im ersten Band um diese merkwürdige Kleinstadt einen Blick hinter die Kulissen warf, liegt es an ihm, ihr Geheimnis zu bewahren. Doch ist es manchmal wirklich besser, wenn man die Wahrheit nicht kennt?

Im zweiten Teil „Wayward“ geht es gemächlicher, ruhiger als im ersten Band zu. Endlich hat man Gelegenheit, die Regeln der Kleinstadt zu erfassen, ihre Mechanismen zu verstehen, und darüber nachzudenken, warum es so gekommen ist. 

Gemeinsam mit Ethan fügt man sich in die Gegebenheiten, dennoch hat der Leser einen Wissensvorsprung, weil man außerdem andere Perspektiven einnimmt. 

Ethan hat es in seiner Position des Sheriffs einfach, weil in Wayward Pines nicht viel passiert. Wenn es aber zu Ausreißern kommt, stellt er sich dem verkorksten System der Kleinstadt, was ihm gar nicht gefällt. Hauptsächlich drängt die Frage in den Vordergrund, ob es für die Bewohner wirklich besser ist, wenn sie nicht wissen, was es mit ihrer Stadt auf sich hat.

Auf diese Weise verfolgt man Ethans Gedanken, seine Gewissensbisse sowie die Art, wie er das Geschehen und Verhalten der Einwohner beobachtet und interpretiert. Dabei baut sich eine unterschwellige Bedrohung auf, die für alle Bewohner der Stadt fühlbar ist. 

Vielleicht wirkt meine Beschreibung eintönig, jedoch ist es eine atemberaubende Story, die ihresgleichen sucht. Denn neben dem Alltagstrott aus dem es in Wayward Pines wahrlich kein Entrinnen gibt, ist Ethan weiteren Geheimnissen der Stadt auf der Spur - und die haben es in sich, sodass dem Leser nur unter äußerster Anstrengung die Schuhe an den Füßen bleiben.

Der geniale Plot, die einnehmende Handlung und der exzellente Schreibstil, packen den Leser und reißen ihn mitten ins Treiben von Wayward Pines rein. Ich konnte mich dem Sog nicht entziehen, und wusste sofort, dass diese Fortsetzung ebenso mysteriös-spannend wie der erste Teil ist.

Die Bedrohung drückt von allen Seiten, die Situation ist beklemmend, Leser und Figuren sehnen sich nach einem Befreiungsschlag, der niemals durchführbar ist - nicht, wenn man überleben will. Was diese kryptischen Andeutungen bedeuten, verrate ich natürlich nicht. Ich sage nur, dass es wieder ein fesselnder Thriller ist, der von Beginn an die Spannung hält. Trotz oder gerade wegen der ruhigeren Passagen - welche die Story unbedingt braucht, um in die Tiefe zu gehen - ist es äußerst faszinierend, sodass ich das Buch nicht loslassen wollte. 

Mein zweiter Ausflug nach Wayward Pines ist nicht ohne Folgen geblieben. Dank des herausragenden Cliffhangers weiß ich, dass ich „Die letzte Stadt“ bald ein weiteres Mal besuche. Ich freue mich auf den finalen Band!

Die Wayward-Pines-Thriller:
1) Psychose
2) Wayward
3) Die letzte Stadt