Rezension

Bedrohung...

Buch der Lügen - Peter Blauner

Buch der Lügen
von Peter Blauner

Bewertet mit 2.5 Sternen

Sigmund Freud ist bereits schwer krank, als er 1938 nach dem Einmarsch der Nazis in Österreich nach London flieht. Bei ihm seine Frau und seine jüngste Tochter Anna, die einmal sein Werk fortführen wird, so seine Hoffnung. Sogar ein paar wertvolle persönliche Gegenstände hat die Familie vor der Enteignung retten können, und wäre nicht die schwere Krankheit, so ließe es sich im Exil ganz gut aushalten. Wenn die Schmerzen es zulassen, arbeitet Freud an seinem letzten Buch, das jedoch voraussichtlich erst nach seinem Tod erscheinen wird.

"Als sie seine Bücher auf der Straße verbrannten, scherzte er über die Fortschritte der Zivilisation: 'Im Mittelalter hätten sie mich verbrannt.' "

Unverhofft meldet sich Besuch an bei Sigmund Freud. Dr. Anton Sauerwald, eine Nazi-Größe, sucht den Begründer der Psychoanalyse auf, um diesem ein Geschäft vorzuschlagen. Er präsentiert Freud ein aus seiner Feder stammendes Buch, von dem er behauptet, die Thesen Freuds weitergeführt und logisch zu Ende gedacht zu haben. Zunächst geschmeichelt, greift Freud zu dem  Werk, um es zu begutachten.

"Wie die meisten Autoren war er der glühendste Bewunderer seiner eigenen Schriften und gleichzeitig ihr schärfster Kritiker. Es bereitete ihm stets Vergnügen, seinen Einfluss im Werk anderer zu entdecken."

Doch was Freud da zu lesen bekommt, ist nicht nur in einem haarsträubenden Stil verfasst, sondern beinhaltet Thesen und Behauptungen, die in seinen Augen einfach nur haarsträubend sind. Sauerwald aber geht noch einen Schritt weiter. Er verlangt von Freud, dass dieser das Buch als seines ausgibt und veröffentlicht, damit es rasch eine große Leserschaft findet. Um die Zustimmung Freuds zu erreichen, scheut Sauerwald nicht davor zurück, den vom Tode Gezeichneten zu erpressen und zu bedrohen. Bleibt da noch eine Wahl?

Eine interessante Begegnung schildert Peter Blauner da, hat es die genannten Personen ja alle tatsächlich gegeben, und auch die beschriebenen Umstände entsprechen realen Gegebenheiten. Insofern katapultiert der Autor ein wenig Fiktion in einen wahren historischen Kontext, was der Vorstellung zuträglich ist, dass das Gespräch so oder so ähnlich stattgefunden haben könnte.

Allerdings schwächelt die Geschichte nach einem durchaus ansprechenden und spannenden Beginn und flacht in meinen Augen zusehends ab. Das Ende jedenfalls konnte mich nicht wirklich überzeugen - da wäre m.E. mehr drin gewesen... Insgesamt also ein schwächerer Band der Reihe, die mich bislang begeistern konnte.

Dies war Band 5 der Biblio-Mysteries Reihe (13 Folgen gibt es insgesamt), in der es immer um Kriminalfälle geht, die im Zusammenhang mit Büchern stehen: mit alten Büchern, seltenen Manuskripten, unschätzbaren Stücken. Und natürlich geht es auch um diejenigen, die sie unbedingt haben wollen: Buchhändler, exzentrische Sammler, Bibliothekare, Buchliebhaber - oder einfach: Leser.

Ich freue mich auf mehr!

© Parden