Rezension

Bedrückend ehrlich erzählt - Unfassbar, es könnte auch Realität sein

Böser Wolf - Nele Neuhaus

Böser Wolf
von Nele Neuhaus

Schwül-heißer Sommer: Es scheint keinen Grund für den ersten Mord zu geben. Viele weitere folgen. Wer ist der Unbekannte im Wohnwagen? Und was will er aufdecken? Hat es was mit dem sechsten Fall der Kommissare Kirchhoff und Bodenstein vom K11 zu tun?

Auch wenn diese Geschichte eine fiktionale ist, so hinterlässt das Lesen einen faden Beigeschmack beim Leser. 

Immer wieder tun sich neue noch erschreckendere Handlungsstränge auf, auf denen Kirchhof und Bodenstein entlanglaufen. Der Leser lernt eine weitere "Hauptperson" kennen, die noch dazu gesellschaftlich geächtet und unbekannt bleiben möchte, in einem Wohnwagen auf einem Campingplatz "haust". Doch nicht so voreilig mit den Vermutungen, einen Mitwisser oder einen Mittäter oder gar den Täter schlecht hin als Leser vor der Polizei kennenzulernen. Dem ist nicht so, auch wenn die Kommissare vom K11 wegen einer Vorstrafe auf ihn stoßen. 

Durch die Eigenrecherche des Verdächtigen wird es schnell auch persönlich für Pia. Gefährlich. Hierbei lernt der Leser noch ein wenig mehr über die Kommissarin kennen, die mit ihrem Lebensgefährten und zeitweise dessen Enkeln zusammenlebt. 

Meistens ist der kaltblütige Mörder, der alle Mitwisser und Leute, die zu tief graben und recherchieren, schneller als die Leute vom K11. Er ist nicht nur gefühllos in seinem Tun - dem Töten und der Art wie er es tut -, sondern auch selber involviert in das Konstrukt eines Menschenhändlerrings. Dessen unbehelligtes Agieren er weiterhin durch sein mundtot machen verfolgt. Denn einige Figuren der Geschichte - nicht nur Nebencharaktere - kommen diesen Personen der augenscheinlich und offensichtlich "besseren" Gesellschaft in die Quere. So wie auch Pia Kirchhoff. 

Das Ende der Geschichte ist positiv, wenn man den kriminalistischen Erfolg - Lösung der Morde und das Aufspüren des Menschenhändlerrings betrachtet. Doch ist es das wirklich - positiv das Ende?

 

Es ist eine beklemmende Geschichte, die einen fassungslos den Kopf schütteln lässt, und andere sehr emotionale Regungen beim Leser hervorruft.

Doch ist der Krimi "Böser Wolf" ein Muß für Genrefans von Krimi und Thriller, und für alle die, die eine fiktionale Geschichte lesen wollen, die so bin ich mir sicher, viele Anleihen an die Realität hat.

 

Genauso wie Handlung/Inhalt der Geschichte ist auch Neuhaus' Schreibstil fesselnd und spannend. Bilder entwickeln sich im Kopf des Lesers. Sie erzählt so, dass man sich sowohl die Handlungsorte als auch die Charaktere, die darin agieren, gut vorstellen kann. Besonders Pia Kirchhoff als ermittelnde Kommissarin lernen die Leser besser kennen. 

Großes Augenmerk legt Neuhaus auf den vorbestraften "Einsiedler", und diesen für mich Hauptcharakter neben den Kommissaren, und gibt ihm viel Raum in ihrer Geschichte. Man lernt ihn gut kennen, doch nur soweit, das es spannend bleibt. Viele Fragen unbeantwortet bleiben, was seinen Charakter betrifft, und welche Absichten er mit seinem Handeln verfolgt. Der Leser wechselt zwischen den Emotionen, die er ihm gegenüber hat. 

Ein weiteres handelndes Element ist das Wetter. Schwül-heißes Sommerwetter. Das ist ein Teil der Geschichte. Ein Nebengeschehen, eine Randhandlung, die auf vieles in der Geschichte Einfluss hat. Wirklich viele Handlungsstränge!

 

"Böser Wolf" ist für jede Jahreszeit eine spannende Story mit hohem Pageturner-Potential. Eine Geschichte, die einen fesselt, und über die man danach noch nachdenkt. Darüber was davon Realität ist, in einem gewissem Maße. Eine Geschichte, die noch lange im Gedächtnis bleibt.