Rezension

Bedrückend und beeindruckend

Stern des Nordens - D. B. John

Stern des Nordens
von D. B. John

Bewertet mit 5 Sternen

Vor etwa 20 Jahren verschwand Jenna Williams Zwillingsschwester an der südkoreanischen Küste, man dachte, sie sei ertrunken, doch nun scheint es eine ganz andere Erklärung zu geben, und Jenna will alles versuchen, ihre Schwester nach Hause zu holen, dazu muss sie allerdings nach Nordkorea – und das ist für eine US-Amerikanerin alles andere als einfach.

In Nordkorea fristet die Bäuerin Moon ein kärgliches Leben, bis sie auf ein Carepaket stößt und ihr eine Idee kommt, eine Idee, die sich letztlich als nicht ungefährlich erweist.

Auch Cho Sang-ho ist Nordkoreaner, jedoch gehört er als Funktionär zu den Priviligierten. Doch das kann unter einem Regime, wie es in Nordkorea herrscht, schneller zu Ende sein, als man denkt …

Nordkorea ist ein Land, von dem man wenig weiß. Der Autor ist einer der wenigen, die die Möglichkeit hatten, das Land zu besuchen, und in Anmerkungen am Ende des Romans, die man auf jeden Fall erst nach dessen Lektüre lesen sollte, erfährt man, wie viel bzw. wie wenig Fiktion es in seiner Geschichte tatsächlich gibt. Der Roman ist somit spannende Lektüre, macht aber auch nachdenklich und wirkt lange nach.

Von den drei Protagonisten sind die beiden Nordkoreaner die mit Abstand interessanteren Charaktere, beide machen beängstigende Erfahrungen, aber auch bemerkenswerte Entwicklungen durch, wirken dabei immer authentisch und rühren an den Emotionen der Leser. Jenna Williams dagegen bleibt blass und berührt emotional wesentlich weniger. Das einzige Bemerkenswerte an ihr scheint ihre afroamerikanisch-südkoreanische Abstammung zu sein.

Der Autor erzählt atmosphärisch und sehr spannend, und die kurzen Kapitel sowie die Perspektivewechsel tragen das ihre dazu bei, dass man den Roman kaum aus der Hand legen kann. Mich hat der Roman bis zur letzten Seite gepackt, habe mitgehofft und mitgezittert, war entsetzt, was Menschen anderen antun können, aber auch beeindruckt, zu was Menschen in der Lage sind, die nichts mehr zu verlieren haben.

Ganz sicher wird mancher Leser durch die Lektüre dazu angeregt werden, sich näher mit diesem unbekannten Land zu beschäftigen. Alleine deswegen ist dies schon ein wichtiges Buch, das möglichst von vielen gelesen werden sollte. Sicher sind Thriller nicht jedermanns Genre, aber dennoch eine gute Möglichkeit, aufmerksam zu machen.

„Stern des Nordens“ ist ein spannender Roman, der aber auch nachdenklich macht, und lange nachhallt. Dass ein ernstes Thema in einem Unterhaltungsroman verarbeitet wird, schadet nicht, sondern schafft die Möglichkeit, viele Menschen zum Nachdenken zu bringen. Alleine deswegen kann ich den Roman nur empfehlen. Selbstverständlich vergebe ich hier die volle Punktzahl.