Rezension

Bedrückend und beeindruckend zugleihc

Die Vergessenen - Ellen Sandberg

Die Vergessenen
von Ellen Sandberg

Ein sehr beeindruckender Roman, dies vorab.

Mit großer und stetig wachsender Spannung erzählt die Autorin hier eine Geschichte, die in der Gegenwart beginnt, aber sehr schnell durch Bilder und Aufzeichnungen in eine zweite Zeitebene und einen zweiten Erzählstrang ins Jahr 1944 zurückführt.

Manolis Lefteris, offiziell Autohändler, führt ein erfolgreiches Unternehmen für eine sehr betuchte Kundschaft. Inoffiziell bekommt er zeitweise Aufträge von einem vorerst geheimnisvollen „Köster“, deren Erfüllung mit den geltenden Gesetzten mehr oder weniger nicht im Einklang stehen. Niemand darf von diesem sehr lukrativen Doppelleben erfahren.
Vera Mändler, Journalistin bei einem Frauenmagazin, versucht eine Rückkehr in eine berufliche Position und zu Themen, die für sie serösen Journalismus bedeuten. Sie ist die Pseudoprobleme ihrer jetzigen Aufgabe so entsetzlich leid. Als sie in den Erinnerungen ihrer Tante Kathrin, Fotos und schriftlichen Aufzeichnungen, von Ereignissen im Jahr 1944 erfährt, in die ihre Tante eingebunden war, meint sie darin ihre Chance für eine berufliche Wende gefunden zu haben. Sie trifft eine Entscheidung.
Beide erfahren im Zuge ihrer Recherchen, dass es ganz offensichtlich auch heute noch Menschen gibt, die alles zu tun bereit sind, dass ihre eigene Rolle in Nationalsozialismus nicht bekannt wird. Und die auch heute noch bereit sind, dafür über Leichen zu gehen. Eine mehr oder weniger spielt dabei keine Rolle.
Kathrin Mändler Veras Tante, liegt nach einem Schlaganfall in einer Klinik. Sie war als junge Frau Krankenschwester in einem Heil- und Pflegeheim der Nazis, in dem die Genesung der Patienten, vor allem auch Kindern, nicht im Vordergrund zu stehen schien. Kathrin beobachtet, hinterfragt und macht sich damit nicht gerade beliebt bei den vorgesetzten Schwestern und Ärzten. Gleichzeitig unterhält sie aber eine Beziehung zu Karl Landmann, dem Leiter der Einrichtung, vor der niemand wissen darf und die von einer gewissen Hörigkeit bestimmt ist. Dieser Gewissenskonflikt nagt an ihr und muss unweigerlich in einer Katastrophe enden. Denn Kathrin kopiert und entwendet Krankenakten, gemeinsam mit einem jungen Mediziner, der als Praktikant in diese Einrichtung kommt.
Diese Unterlagen sind es, die Vera für ihren Artikel sucht, die Manolis für den Auftraggeber Kösters beschaffen soll, für die bereits ein Mensch gestorben ist und für die jemand offensichtlich bereit ist, jeden Preis zu zahlen, wenn er ihrer nur habhaft werden kann.

Dieser Roman ist absolut lesenswert. Es gelingt der Autorin, das Thema Euthanasie in einem Umfeld und mit Personen zu behandeln, die einem als Leser das Gefühl vermitteln, dies alles direkt mitzuerleben. Bedrückend und beindruckend zugleich und durch den Handlungsstrang in der Gegenwart mit einer großen Spannung ausgestattet. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen bevor nicht der letzte Satz gelesen war.