Rezension

Bedrückend und emotional

Es wird keine Helden geben - Anna Seidl

Es wird keine Helden geben
von Anna Seidl

Bewertet mit 5 Sternen

Eine unglaublich emotionale Geschichte über Leben, Tod, Trauer, Wut, Hass, Schuld und Hilflosigkeit. Beklemmend und aufwühlend. Zum Nachdenken, Umdenken und Überdenken. Eine Geschichte, die für viel Gesprächsstoff sorgt.

Kurzbeschreibung:
Man kann die Angst riechen. Man kann nach ihr greifen. 
Er ist unter uns. Wir können sie hören, die Schüsse. Sie sind laut. Viel zu laut.

Ein völlig normaler Schultag. Doch kurz nach dem Pausenklingeln fällt der erste Schuss. Die fünfzehnjährige Miriam flüchtet mit ihrer besten Freundin auf das Jungenklo. Als sie sich aus ihrem Versteck herauswagt, findet sie ihren Freund Tobi schwer verletzt am Boden liegen. Doch für Tobi kommt jede Rettung zu spät, und Miriam verliert an diesem Tag nicht nur ihr bislang so unbeschwertes Leben ...

Meine Meinung:

--- Ist es wirklich erst fünf Stunden her, dass ich den Tag schlimm fand, nur weil ich um sechs Uhr aufstehen musste?
  Es ist alles so unwirklich. Als wäre es nur ein Film. Und das Schreckliche ist, dass ich diesen Film auch noch gerne gesehen hätte. --- (Zitat S. 23)

Berührend, fesselnd und unfassbar real, schildert Anna Seidl einen Amoklauf an einer Schule und das anschließende Martyrium der Überlebenden - allen voran die 15-jährige Miriam. Sie findet Worte für das, was man mit Worten eigentlich gar nicht beschreiben kann.

Nach einem Ereignis wie diesem kann nichts mehr so sein, wie es vorher war. Trauer, Schuldgefühle, Wut, Hass und Hilflosigkeit wechseln sich ab und lassen Miriam nicht mehr ruhig schlafen. 
Da sie uns Leser als Ich-Erzählerin hautnah an ihrem Leben, ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben lässt, wirkt das Szenario um so realer und sehr bedrückend, sodass es mir des Öfteren den Atem verschlagen hat. Unglaublich intensiv wirken die verschiedensten Gedankengänge, Erinnerungen oder bloße Erinnerungsfetzen. 
Hätte sie ihrem Freund Tobi helfen können - ihm helfen müssen? Hätte sie sich Matias gegenüber anders verhalten müssen? Hätte sie das Ganze verhindern können? Wird sie jemals wieder ruhig schlafen können? …
Gedanken, die Karussell fahren. Gedanken, die Miriam zerreißen. Gedanken, die Miriam einerseits nach Hilfe schreien lassen, sie aber im gleichen Moment daran hindern Hilfe annehmen zu können. 
Nicht mal als Leser kann man sich dieser drückenden Atmosphäre entziehen, wie mag es dann erst denjenigen ergehen, die solch eine schlimme Erfahrung in Wirklichkeit machen mussten. 

Sehr beeindruckend finde ich, dass die Autorin erst 16 Jahre alt war, als sie diese aufwühlende Geschichte geschrieben hat. Da fragt man sich, wo hat diese junge Dame das Einfühlungsvermögen her, eine derartige Geschichte mit so viel Authentizität zu Papier zu bringen.

Wenn man das Buch zuschlägt fällt einem unweigerlich das oben genannte Zitat wieder ein. Wir lesen das Buch, sehen den Film, und wünschen uns, dass niemand so etwas in Wirklichkeit erleben und ertragen muss.

Fazit:

Eine unglaublich emotionale Geschichte über Leben, Tod, Trauer, Wut, Hass, Schuld und Hilflosigkeit. Beklemmend und aufwühlend. Zum Nachdenken, Umdenken und Überdenken. Eine Geschichte, die für viel Gesprächsstoff sorgt. 

Kommentare

NiWa kommentierte am 03. März 2014 um 12:48

Hört sich gut an, ich werde es mir merken.