Rezension

Bedrückend und realistisch

Nennen wir sie Eugenie - Maria Braig

Nennen wir sie Eugenie
von Maria Braig

Bewertet mit 5 Sternen

„…Warum durfte sie nicht lieben, wen sie wollte, und leben, wo sie wollte?...“

 

Eugenie ist eine junge Frau in Senegal. In ihrer Familie hat sie sich immer geborgen gefühlt. Nun ist sie in die Stadt gezogen und arbeitet als Verkäuferin. Sie will sich Geld für ein Pädagogikstudium sparen.

Als sie den Wunsch ihrer Mutter nachkommt und die Familie besucht, bricht ihre Welt zusammen. Am Tisch sitzt der zukünftige Bräutigam, dessen Geld die Familie retten und das Studium der Söhne finanzieren soll. Bei der Gelegenheit kommt raus, dass Eugenie eine Beziehung mit einer Frau hat. Ihr droht Gefängnis.

Der Roman erzählt ungeschönt die Probleme der jungen Frau in Senegal und ihre Erlebnisse nach der Flucht nach Deutschland.

Das Buch lässt sich zügig lesen. Es hat mich schnell gefesselt. Eugenie bleibt kein anderer Ausweg,

als ihr Land zu verlassen. Was ihr in Senegals Gefängnis drohen würde, möchte ich mir nicht vorstellen müssen. Ihre Freundin, die in England studiert hat und jetzt im Betrieb des Vaters in Senegal arbeitet, ermöglicht ihr die Flucht. Weder Seraba noch Eugenie aber ahnen, was sie als Asylant in Deutschland erwartet.

Überaus realistisch wird das Leben als Asylant dargestellt. Wird ihre Homosexualität als Asylgrund anerkannt? Niedergeschlagenheit und Eigeninitiative wechseln sich ab. Die Trennung von ihrer Freundin und das Gefühl, unerwünscht zu sein, belasten Eugenie. Sie findet Helfer, doch die Stunden der Einsamkeit bleiben.

Durch den Schriftstil mit sorgfältig gewählten Worten werden die Sorgen der jungen Frau feinfühlig auf den Punkt gebracht. Für die emotionalen Momente findet die Autorin treffende Begriffe. Bei ihren Begegnungen erfährt Eugenie die Schicksale der anderen. Ich habe mich beim Lesen nicht  nur einmal gefragt, ob das Recht auf Würde und die Menschenrechte für Asylanten nicht gelten.

Im Text sind an entsprechender Stelle gesetzliche Regelungen eingefügt. Das versachlicht die Thematik, lässt aber ein Unbehagen zurück.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Auf berührende und eindringliche Weise wurde dargestellt, wie  eine junge Frau, die in ihrer Heimat keine Chance hatte, ihren Traum zu leben und von Gefängnis bedroht war, in Deutschland empfangen und behandelt wurde. Ob sich am Ende ihre Hoffnung erfüllt, möge der zukünftige Leser selbst herausfinden.