Rezension

Bedrückende Atmosphäre

Die Liebe meines Vaters - Sabine Eichhorst

Die Liebe meines Vaters
von Sabine Eichhorst

Bewertet mit 2 Sternen

"Die Liebe meine Vaters" handelt Loris, der 1930 ein paar Urlaubstage in Budapest verbringt. Er verliebt sich in die Stadt, aber auch in Éva, eine intellektuelle Ungarin, die zu Kunst und Politik immer eine Meinung hat. Von nun an zieht es Loris immer öfters nach Budapest, doch die Beziehung der beiden steht unter keinem guten Stern, denn die Nationalsozialisten drängen an die Macht und Loris muss seine Pflicht dem Vaterland gegenüber erfüllen, als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbricht.

Dieses Buch überzeugt bereits im Buchladen mit einem wunderschönen Cover. Budapest im Hintergrund angedeutet, dazu ein sich küssendes Pärchen und der romantische Titel "Die Liebe meines Vaters". Was erwartet man also? Eine Liebesgeschichte, die durch den Krieg einige Steine in den Weg gelegt bekommt. Gefühle, ob fröhlich oder traurig und vor allem auch ein Porträt von Budapest.

Und was bekommt man als Leser? Zumindest das Porträt von Budapest wurde erfüllt. Über Ungarn ist mein Wissen wirklich spärlich, daher fand ich die Darstellung der ungarischen Stadt gepaart mit kulturellen Informationen, der Sprache und den Menschen sehr interessant. Der Rest aber war mühsam und hat das hat folgende Gründe:

Am Anfang ist die Geschichte zunächt gut aufgebaut: man begleitet Loris bei seiner Ankunft in Budapest. Man erfährt bereits einiges über ihn und seine Familie. Und auch die Anfangserlebnisse sind interessant geschildert. Loris lernt das ungarische Essen kennen, er lernt die ersten Menschen kennen, er stolpert noch etwas mit der Sprache und er lernt eben Eva kennen. Eine Frau, die ebenfalls sehr interessant porträtiert wird. Doch dann erfolgt plötzlich ein Bruch. Es werden ständig Zeitsprünge vorgenommen. Aber man kann sich einfach nicht mehr in der Geschichte zurecht finden, da das Geschehen, was man durch den Sprung verpasst hat, einfach übergangen wird. Man muss sich ständig auf neue Situationen einstellen. Plötzlich ist Krieg, plötzlich ist Loris anderweitig verheiratet. Es wird nur noch wenig erklärt, vieles wird in ein, zwei Nebensätzen rückblickend noch mal erklärt, aber da war ich in der Geschichte bereits verloren.

Mit Kriegsbeginn wandelt sich auch die Atmosphäre der Geschichte vollkommen: man erlebt Loris und seine Frau, wie sie mit dem Krieg kämpfen. Sicherlich ist die Darstellung ihrer Ehe, ihrer Familie mit der kleinen Tochter und ihr Briefwechsel sehr realistisch dargestellt. Aber die Atmosphäre wurde so erdrückend und negativ, dass ich mich richtig schlecht gefühlt habe. Vorwürfe, Vorwürfe, Vorwüfe. Dabei war man nie Zeuge eines glücklichen Augenblicks des Ehepaars. Man kann nicht mehr mit ihnen mitfühlen, stattdessen werden sie fast schon unerträglich.

Auch das Ende wurde nicht besser: zwar wurde im Klappentext angekündigt, dass es am Ende ums Loris' Tochter gehen würde. Aber sie macht sich nicht auf die Suche nach den Spuren ihres Vaters, alles passiert zufällig und auch hier werden nur noch wie nebenbei Antworten geliefert. Für mich blieb am Ende nur noch die Frage: Was sollte das ganze? Die Geschichte soll ja auf einer wahren Begebenheit beruhen, aber so lückenhafte Geschichten mit erdrückender Atmosphäre, das sind nicht die Begebenheiten des Lebens, die ich ausgearbeitet in einem Roman wiederfinden möchte.

Fazit: Das Porträt Budapests ist definitiv das Highlight der Geschichte. Die Geschichte dagegen flacht irgendwann dermaßen ab, dass ich mich bis zum Ende durchringen musste. Ständige Zeitsprünge, viel Elend und ein nichtssagendes Ende, dieses Buch würde ich nicht weiterempfehlen!