Rezension

Bedrückende Geschichte nach wahren Begebenheiten

Zeit zu verzeihen -

Zeit zu verzeihen
von Hera Lind

Zunächst erzählt die Geschichte von Rosa, einer Witwe, die ihre Kinder unter vielen Herausforderungen in Ostpreußen großziehen muss. Dabei wird auch die Kindheit ihres Sohns Viktors beleuchtet. Später geht es dann um die Beziehung zwischen Clara und Viktor, die die innerdeutsche Grenze trennt und die viele schreckliche Dinge auf sich nehmen müssen, damit sie gemeinsam eine Chance haben. Die Vergangenheiten der Hauptpersonen sind dabei geschickt miteinander verknüpft worden.

Mit kurzen Kapiteln, verschiedenen Sichtweisen und Zeitsprüngen lässt sich das Buch schnell durchlesen und ist dadurch abwechslungsreich. Mir hat gefallen, dass man die Protagonisten über einen sehr langen Zeitraum begleitet und sowohl die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg als auch die Teilung Deutschlands miterlebt.

Hera Lind schafft es, das Leiden der Menschen, aber auch ihren Mut und ihre Stärke authentisch zu transportieren. Man fühlt richtig mit den Protagonisten mit. Ich fand es sehr bedrückend, sich vorzustellen, dass das echte Erlebnisse von realen Personen waren.

Die Autorin schreibt in ihrem Nachwort, dass sie in dem Buch vier verschiedene Leserschicksale kombiniert hat. Ich glaube, ich hätte es besser gefunden, diese Geschichten auf mehrere Bücher zu verteilen. Es ist so viel Schreckliches beschrieben, dass man irgendwann ein bisschen den Blick für die Einzelschicksale verloren hat, was schade ist.

Die Dialoge waren für meinen Geschmack teilweise etwas zu gestelzt und wirkten nicht so natürlich. Auch einige kleine Logikfehler sind mir aufgefallen. So wurde z. B. Viktor im März 1945 als vierjähriger Junge beschrieben und hatte ein paar Seiten später am 4. Mai 1946 seinen vierten Geburtstag.

Da es sich bei den Kritikpunkten aber nur um Kleinigkeiten handelt, würde ich das Buch an sich auf jeden Fall weiterempfehlen, jedoch ist es nicht für zartbesaitete Personen geeignet, da die Schilderungen schon recht explizit sind.