Rezension

Bedrückende Reise in ein verschneites Schottland

Reise durch ein fremdes Land -

Reise durch ein fremdes Land
von David Park

Bewertet mit 4 Sternen

Mitten im Schneegestöber des schottischen Winters macht sich Tom aus Irland auf den Weg ins Nachbarland, um seinen kranken Sohn Luke aus seinem Studienort abzuholen, ehe das Land im Schnee versinken und der Fährverkehr eingestellt werden wird. Andeutungen lassen eine Familienkrise vermuten, deren düstere Stimmung die Rettung des einen Sohns vor einem einsamen Weihnachtsfest zur Rettung der gesamten Familie aus der Krise werden lässt. Toms Angst um seine Familie wirkt zwanghaft, solange er nicht damit herausrückt, welches unerhörte Ereignis Auslöser und was zuvor mit dem zweiten Sohn Daniel passiert war. Offenbar hatte Tom vor dieser Autofahrt keine Kraft mehr zum Leben, so dass ich als Leserin darum bangen musste, dass er sein Ziel überhaupt unversehrt erreicht. Eine Begegnung auf der Fähre lässt ahnen, was Tom zu verbergen hat.

David Parks kurze Erzählung beeindruckt mit einer bedrückenden Stimmung, für die eine nahende Schneekrise nur den äußeren Rahmen liefert. Tom nimmt die Welt durch den Kamerasucher wahr und verdrängt vermutlich, was sich nur schwer bildlich darstellen lässt. Erst als in der letzten Szene das Rätsel um Daniel gelöst wird, lässt sich die besondere Sorge um Luke nachvollziehen, aber auch die Angst, die Frau und Tochter um Tom erleiden. Abgesehen von der irrtierenden Angewohnheit deutscher Übersetzer, das Kameraobjektiv als Linse zu bezeichnen, ein atmosphärisch starkes Winterbuch.