Rezension

bedrückendes Thema

Die unterirdische Sonne
von Friedrich Ani

Bewertet mit 3 Sternen

Die fünf Kinder und Jugendlichen Sophia, Eike, Maren, Conrad und Leon werden in einem Keller gefangen gehalten. Nach Willkür der Entführer werden die Jugendlichen einzeln nach oben geholt, wo schlimme Dinge geschehen. Über das, was dort geschieht, dürfen sie nicht miteinander reden. Deshalb wird im gesamten Buch auch nie ausdrücklich gesagt, was genau den fünf angetan wird. Trotzdem errät der Leser durch die Andeutungen schnell, was die jungen Menschen ertragen müssen. Mit jeder Seite hofft man jedoch, dass es nicht wahr ist und noch explizit erwähnt wird, was die Entführer ihnen antun.

Die fünf Jugendlichen, die ca. 10-14 und 18 Jahre alt sind, haben die Tat der Entführung und der daraus resultierenden Konsequenzen  ganz unterschiedlich verarbeitet. Maren stottert seitdem und hat Mühe ihre Gedanken in Sätzen zu formen. Sophia kämpft zunächst und stützt sich auf ihren Glauben. Eike rebelliert in seinen Gedanken und Worten. Conrad zieht sich zurück und lässt das Geschehene auf sich zu kommen. Leon akzeptiert das Geschehene in Maßen, obwohl er viel Angst verspürt.

Das Geschehen wird aus Sicht der Jugendlichen beschrieben. Alle fünf erzählen von sich und dem was passiert auf ihre ganz eigene Art und Weise, sodass man als Leser sehr schnell merkt, wer in dem vorliegenden Kapitel seine Empfindungen mit dem Leser teilt. Sie berichten, was im Keller geschieht, triften aber auch oft in Erinnerungen ab, wobei sie ihre bisherige Lebenssituation beschreiben.  Zeitweise zieht sich das Geschehen jedoch, wobei ich das währenddessen nicht allzu schlimm fand, da ich immer noch auf eine (andere) Erklärung gehofft habe, was den Jugendlichen oben im Haus geschieht.

Der Schreibstil ist von Anfang an sehr erdrückend, zeitweise poetisch und anders. Als Leser liest man auch zwischen den Zeilen, wie sehr die Jugendlichen durch die Geschehnisse in ihrer Psyche angegriffen werden und von den Geschehnissen überfordert sind. Gestört hat mich daran allerdings, dass auch bereits bei den neu eingetroffenen Jugendlichen so ein drückender und düsterer Schreibstil herrschte, wodurch man als Leser das Gefühl hatte, dass sie schon von Anfang an passiv sind und kapituliert haben. Mir haben in der Situation noch die anfängliche Hoffnung und der Prozess hin zum Aufgeben gefehlt.

Die Atmosphäre wird zum Schluss hin immer bedrückender. Man hat zwar Hoffnung für die fünf Jugendlichen, obwohl man wie sie genau weiß, dass man es eigentlich lassen sollte. Das Ende gefällt mir im Großen und Ganzen, da es passend zur Geschichte ist. Trotzdem stört mich ein Detail, weil es zu wenig erläutert wurde, sodass ich es hätte nachvollziehen können.

 

Fazit:
Insgesamt ein Buch, das über grausame Geschehnisse spricht, die an fünf Jugendlichen verübt werden. Obwohl sie nie konkret beschrieben werden, ahnt man anhand der Andeutungen, was „dort oben“ geschieht. Das Mindestalter von 16 Jahren kann ich nur zustimmen, da man eine gewisse Reife und Wissen braucht, um das Kernthema des Buches verarbeiten zu können. Der Schreibstil ist ehrlich, poetisch und erdrückend. Einige Details passen für mich nicht richtig zur Geschichte bzw. wurden zu wenig erläutert, sodass ich sie verstehen und akzeptieren könnte. Trotzdem ein lesenswertes Buch über eine Entführung und dem Grauen, das daraufhin folgt.