Rezension

Beeindruckend und Erschreckend.

Der Regisseur
von Olivia Kleinknecht

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Buch welches nichts für sanfte Gemüter ist – denn hier kommt definitiv schwere Kost ums Eck.

Die Geschichte steigt direkt mit vielen Szenenwechseln, die die Kapitel ersetzen, ein. Eine Erzählweise, die man mögen muss. Mir haben die häufige Orts- und Charakterwechsel sehr gut gefallen, da dadurch viele Seiten beleuchtet wurden und die Spannung erhalten und gesteigert wurde. Der filmische Aspekt wurde dadurch noch einmal unterstrichen. Wir begleiten vorwiegend den italienischen Regisseur Vittorio Angelotti. Ein Protagonist der unangenehmen Sorte. Er manipuliert und missbraucht die Menschen um sich herum, geradeso wie es ihm gefällt. Immer auf der Suche nach der nächsten (sexuellen) Erfüllung. Dabei macht er vor nichts und niemanden Halt. Und das mit einer Art und Weise, die einem einen Schauder über den Rücken jagt. Dabei gerät er schlussendlich in einen Kreislauf, bei dem es fraglich ist ober er daraus noch heil entkommt. Während des Lesens, hat sich eine unterschwellige Wut gegenüber dem Regisseur bei mir eingestellt und meine innere Anspannung war fast greifbar. Wie er mit seinen Mitmenschen umgeht, lässt die Schattenseiten einer solchen Machtposition ins Licht rücken. Die Autorin setzt dabei vor allem auf Provokation, Brutalität und Unverblümtheit in ihren Worten. Mit Absicht schafft sie einen Antagonisten als Protagonisten. Die Nebencharaktere bewusst beeinflussbar und naiv. Zu keinem konnte ich eine wirkliche Bindung aufbauen, was mich aber im Lesefluss nicht gestört und auch für mich die Authenzität der Geschichte nicht im Geringsten beeinflusst hat. Sie sind lediglich Randfiguren die den Weg des Regisseurs pflastern. Sie verdeutlichen nur wie leicht manche Menschen, der Macht eines anderen erliegen. Das ist mutig und in meinen Augen absolut genial. Denn sie zeigen überspitzt eine Seite unserer heutigen Gesellschaft auf, die man so lieber nicht genauer betrachten möchte. Dabei ist es wichtig, solche Menschen wie die Autorin es am Regisseur aufzeigt, zu erkennen und ihnen Einhalt zu gebieten.

Dieses Buch fällt aus der Reihe. Aber nicht im negativen Sinn. Es traut sich brutal und anders zu sein. Es traut sich unverblümt eine Seite von Menschen zu zeigen, die ansonsten eher im Dunkeln bleibt. Deswegen hat mich das Buch einerseits sehr mitgenommen, angeekelt aber auch sehr beeindruckt und zum Nachdenken gebracht. Man muss sich darauf einlassen können. Ein Thriller, wie es sicherlich so schnell keinen Zweiten geben wird und somit definitiv eine klare Empfehlung meinerseits.