Rezension

Beeindruckender Auftakt zu einer neuen Trilogie historischer Romane

Jahre aus Seide - Ulrike Renk

Jahre aus Seide
von Ulrike Renk

Bewertet mit 5 Sternen

„Jahre aus Seide“ ist der erste Band einer Trilogie rund um die junge Jüdin Ruth Meyer aus Krefeld und ihre Familie. Der Roman beruht auf wahren Begebenheiten und echten historischen Personen, gemischt mit fiktiven Charakteren und weiteren fiktiven Elementen in der Handlung.
Der erste Band beginnt in den 1920er Jahren, in denen Ruth mit ihrer jüngeren Schwester behütet in Krefeld aufwächst. Ruth ist sehr aufgeweckt und vielseitig interessiert. Insbesondere näht sie schon als kleines Kind gerne mit den Stoffresten, die sie von ihrem Nachbarn, dem reichen Fabrikanten Merländer, bekommt.
Doch so gut es der Familie am Anfang auch gehen mag, merkt man schon deutlich die zunehmende Bedrohung durch das mehr und mehr judenfeindliche Klima in Deutschland. Auch die Familie Meyer bekommt am eigenen Leib weitreichende Einschränkungen zu spüren, während immer mehr Freunde und Verwandte an eine Ausreise aus dem deutschen Reich denken… 

Meine Meinung:
Dank der sehr flüssigen Erzählweise bin ich von Anfang an gut in den Roman gestartet. Ich habe mich mit der Protagonistin Ruth, die schon als Kind sehr aufgeweckt rüberkommt, sofort angefreundet, denn sie war mir gleich sympathisch. Zu Beginn der Handlung kommt die privilegierte Stellung und die behütete Kindheit von Ruth und ihrer kleinen Schwester Ilse gut rüber, später dann wird anhand vieler konkreter Erlebnisse sehr deutlich, wie die Familie Meyer sowie auch ihre Freunde und Verwandten zunehmend unter dem judenfeindlichen Klima in Deutschland und der (aufziehenden) nationalsozialistischen Schreckensherrschaft leiden.

Dadurch, dass man als Leser/-in Ruth so lieb gewonnen hat, leidet man sehr konkret mit ihr, als sie zum Beispiel das Lyzeum nicht mehr mit ihren christlichen Mitschülerinnen besuchen darf etc.
Somit bekommen Nazi-Terror und Judenfeindlichkeit bzw. ihre Auswirkungen ein besonders deutliches Gesicht.

Da es sich um den ersten Teil einer Trilogie handelt, der mit der Reichpogromnacht 1938 endet, liegen somit die „schlimmsten“ Teile der (deutschen) Geschichte noch vor uns, aber man fühlte sich dennoch teilweise beim Lesen richtig beklemmt.

Ich bin sehr froh, dass es Bücher gibt wie dieses, damit die so düsteren Kapitel der deutschen Geschichte wie der Holocaust niemals vergessen werden.
Dieses Buch ist etwas ganz Besonderes, weil es auf wahren Begebenheiten beruht.

Sehr gefallen hat mir auch, dass man so viel über Krefeld gelernt hat, eine Stadt, die in den 1920er/30er Jahren eine viele größere Bedeutung hatte als heute.

Fazit:
Diesen mitreißenden und bewegenden Roman zu diesem so wichtigen Thema kann ich nur wärmstens empfehlen. Ich freue mich schon sehr auf die nächsten beiden Teile der Trilogie.