Rezension

Beeindruckender Jugendroman

Ein kleines Wunder würde reichen - Penny Joelson

Ein kleines Wunder würde reichen
von Penny Joelson

Bewertet mit 5 Sternen

Jemma ist ein junges und intelligentes Mädchen, welches in einer Adoptivfamilie aufwächst. Aufgrund einer vollständigen Lähmung ist sie von der Hilfe anderer abhängig und kann sich auch nicht verständigen. Als in der Nachbarschaft ein Mord geschieht, gesteht der Täter ihr gegenüber seine Tat, weil er genau weiß, dass Jemma ihn nicht verraten kann... .
Penny Joelson hat hier einen sehr beeindruckenden Jugenroman geschrieben, der mich von Anfang an sehr bewegt und auch sehr betroffen gemacht hat. Es wird während der ganzen Handlung sehr deutlich, wie der Alltag von Jemma aussieht und mit welchen Problemen körperlicher, aber auch zwischenmenschlicher Art sie zu kämpfen hat.
Mir hat sehr gefallen, dass die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Jemma geschildert wird. Man merkt sofort, wie gerne sie mit anderen sprechen und sich mitteilen würde und wie oft sie Dinge aushalten und ertragen muss, weil sie nicht kommunizieren kann. Trotzdem ist sie nicht verbittert, trägt viel Hoffnung in sich und hat einen wachen Verstand. Mich hat Jemma unglaublich beeindruckt und an ihr als Figur sieht man sehr deutlich, dass man körperlich behinderte Menschen oft unterschätzt.
Erwähnen möchte ich auch Jemmas Adoptiveltern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Kinder mit Behinderungen bei sich aufzunehmen und ihnen ein liebevolles Zuhause zu schaffen. Ich finde es sehr bewundernswert, wenn Menschen sich bewusst dafür entscheiden, sich um ,,schwierige" Kinder zu kümmern. Allerdings hätte ich gerne noch mehr über die Motivation der Eltern erfahren.
Die Handlung selbst ist sehr spannend und ich habe die ganze Zeit mit Jemma mit gebangt und für sie gehofft, dass es für sie noch einen Weg gibt, den Mörder zu entlarven. 
Penny Joelson hat einen einfachen und gut lesbaren Schreibstil und schafft es auf eine sehr authentische Weise wiederzugeben, wie Jemmas Alltag mit der Zerebralparese aussieht und vor allem, was in ihr vorgeht. Es sind besonders die vielen Details und die Art und Weise, wie Menschen mit ihr umgehen und sie zum Teil unfassbar heftig beleidigen, die mich sehr betroffen gemacht und entsetzt haben. 
Mich persönlich hat die Geschichte von Jemma so nachdenklich gemacht, dass sie mich auch nach dem Lesen noch beschäftigt. Bei ihr sieht man, wie schnell Menschen ausgehend vom körperlichen Zustand eines anderen auch auf dessen geistige Gesundheit schließen und ihn auch dementsprechend kindlich und entwürdigend behandeln. Ich denke, dass Buch vermittelt daher eindringlich, wie sehr Behinderte dadurch verletzt werden und dass sich da dringend etwas ändern muss.
Insgesamt ist ,,Ein kleines Wunder würde reichen" ein beeindruckendes Buch, welches nicht nur spannend ist, sondern auch eine wichtige Botschaft vermittelt. Gerne empfehle ich diesen Roman hier weiter.