Rezension

Beeindruckendes Zeitdokument

Menschen neben dem Leben - Ulrich Alexander Boschwitz

Menschen neben dem Leben
von Ulrich Alexander Boschwitz

Bewertet mit 5 Sternen

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Den Autor kannte ich bereits vom ersten erschienenen (wieder entdeckten) Buch "Der Reisende". Schon da war ich beeindruckt von der Beobachtungsgabe und der eindrucksvollen Fähigkeit des Autors, Menschen zu beschreiben und die Gesellschaft zu charakterisieren.

"Menschen neben dem Leben" ist das erste Buch des damals noch sehr jungen Autors, auch wenn dies erst nach dem Reisenden erschienen ist. Die Geschichte spielt im Berlin während der Wirtschaftskrise zwischen den Weltkriegen. Als Leser begleitet man die Leute, die im ersten Weltkrieg alles verloren haben durch ihren Alltag. Es sind die kleinen Leute, die wenig besitzen, zum Teil nur noch die Kleider an ihren Körpern und auf der Straße leben.

Ich fand das Buch sehr mitreißend. Der Autor hat eine erstaunlich kraftvolle Sprache, wodurch man sich als Leser direkt in die Handlung hinein versetzt fühlt. Man ist mit diesen Leuten unterwegs, begleitet sie durch ihren tristen Alltag und freut sich mit ihnen über die kleinen Freuden ihres Lebens: ein Tänzchen oder ein Bier im Fröhlichen Waidmann, wenn man es sich leisten konnte. Man merkt, dass Boschwitz die Zeit selber miterlebt hat, was die ganze Geschichte sehr authentisch macht.
Was ich außerdem interessant fand, waren auch die Reaktionen der Mitmenschen auf diese Charaktere, was die Gesellschaft zu der Zeit gut charakterisiert.

Ein wirklich lesenswertes und vor allem auch heute noch aktuelles Buch.