Rezension

Befriedigend

Sternen-Trilogie 02. Sternensturm - Kim Winter

Sternensturm
von Kim Winter

Bewertet mit 3 Sternen

Die Fortsetzung von "Sternenschimmer"! Ein Muss für alle Kim Winter Fans!

Allgemeines: Nach dem sensationellen Erfolg, der Kim Winter mit dem Buch "Sternenschimmer" gelungen ist, folgt nun, anlässlich der Erscheinung des zweiten Bandes ihrer Trilogie, meine Rezension zu "Sternensturm". Die Autorin hat es sich zu eigen gemacht, ihre Geschichte in einer Welt spielen zu lassen, die aufgrund vieler Zukunftselemente in das Genre Science-Fiction anzusiedeln ist. Gepaart mit Frau Winters besonderer Fähigkeit eine emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle im Leser zu wecken und der alles umfassenden außerirdischen Liebesgeschichte, sprechen Kim Winters Werke vor allem die weibliche Leserschaft zwischen 13 bis 16 Jahren an. Über die Autorin selbst weiß man, dass sie 1973 in Wiesbaden zur Welt kam. Sie beendete ihre Ausbildung zur Sozialarbeiterin, engagierte sich im Kinderpflegedienst und arbeitete in einem Waldkindergarten. Weiters fühlt sie sich der Umwelt gegenüber verpflichtet und gibt sich diesem existentiellen Thema auf dieselbe Art und Weise hin, wie sie sich auch mit Begeisterung und großem Bestreben dem Theater gewidmet hat. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Taunus.

Klappentext: WENN NUR DAS BÖSE DICH RETTEN KANN, WÜRDEST DU IHM FOLGEN? Iason hat sich entschieden: für die Liebe, für ein Leben mit Mia. Eigentlich perfekt. Aber plötzlich verschwinden Menschen spurlos aus der Stadt. Und ein unheimliches Flüstern spricht in der Nacht zu Mia. Sie fühlt sich gezogen und weiß nicht wohin. Stimmt es, dass die Entführer in Wirklichkeit hinter ihr her sind? Zweifel keimen auf, ob es Mia tatsächlich bestimmt ist, den Frieden nach Loduun zu bringen. Und bald schon nährt sich der Verdacht, dass sie vielmehr von einer dunklen und gefährlichen Macht gelenkt wird. Als Wächter seines Planeten muss Iason eine folgenschwere Entscheidung treffen und Mia gerät in ein Netz aus Intrigen, in dem sie niemandem trauen kan, am wenigsten sich selbst.

Meine Zusammenfassung: Während auf Loduun weiterhin Lokondras Truppen den Planeten unterjochen wollen, kämpfen Mia und Iason auf der Erde um eine gemeinsame Zukunft. Ihr Wunsch scheint in Erfüllung zu gehen, bis ihr Glück getrübt wird. Mias Hoffnung in ihr altes Leben zurückkehren zu können platzt jäh als eine flüsternde Stimme in ihrem Kopf ihre Gedanken und Taten zu lenken beginnt – wie es scheint. Zunächst ahnt niemand etwas davon, aber die Situation spitzt sich zu, bis zu jenem unheilvollen Abend, an dem Iason etwas über Mia erfährt, das sie schlussendlich in die absolute Isolation treibt.

Gestaltung des Buches: Wie bei der Gestaltung des Vorgängers "Sternenschimmer" gewohnt, besticht auch "Sternensturm" mit all den kleinen und liebevoll ausgearbeiteten Einzelheiten. Der durchweg feminine Buchumschlag mit seinem verträumten Design, wird weitestgehend durch verzierte farbige Objekte umrahmt. In diesem Fall beherrschen allerlei Rottöne, bis hin zu Violett und Rosarot das Cover. Nebst der außergewöhnlich schmucken äußeren Ausstattung, erblasst die innere Aufmachung im Vergleich mitnichten. Der Planet Girl Verlag hat sich, wie nicht anders zu erwarten, große Mühe gegeben, dem Inhalt und der allgemeinen Erscheinung gerecht zu werden. Daher verzieren alle 48 Kapitelanfänge grauschattierte Sternengebilde und Blätterranken. Insgesamt wurde das Buch in drei übergeordnete Kapitel unterteilt, weshalb auch hierbei verschnörkelte Malereien und kurze Gedichte auf ihre Kosten kommen. Alles in allem steht "Sternensturm" nicht im Schatten seines Vorläufers. Der zusätzliche Index auf den letzten Seiten über Personen, Clans und loduunische Wörter, die im Buch vorkommen, war eine erfreuliche Überraschung.

Meine Leseeindrücke: Zunächst möchte ich anmerken, dass mich die ersten Seiten von "Sternensturm" in keinster Weise überzeugen hatten können. Die Ursache dafür fand sich in der Protagonistin selbst. Während sich Mia im ersten Band von einer jungen Erwachsenen zu einer selbstständigen Frau entwickelt hat, obgleich sie, meiner Meinung nach, von Anfang an nicht gemäß ihres Alters gehandelt hat sondern reifer wirkte, so schien sie in der Fortsetzung ihr mutiges und liebenswertes Wesen vollkommen eingebüßt zu haben. Stattdessen agierte sie manchmal äußerst einfältig, hin und wieder betont kindisch und in gewissen Situationen auffällig hysterisch. Befremdlich war für mich unter anderem auch ihre stark zunehmende Unsicherheit, ihr unvermittelt erwachtes Misstrauen und der ständig variierende Zustand zwischen besessenem Verliebtsein und gezwungener Abweisung. Plötzlich konnte ich mich in Mia nicht mehr hineinversetzen und litt die ersten hundert bis zweihundert Seiten an ihrer Unentschlossenheit und all den neuen Charakterzügen, die mir ihr zuvor beherztes Naturell zuwider machten. Doch Kim Winter besitzt ein besonderes Talent, denn sie schafft es ihre Leserschaft von solchen Widrigkeiten abzubringen, indem sie offenbar wie per Knopfdruck die Spannung erhöht und jede Szene plastisch hervorhebt. Details werden nicht einfach unscharf umrissen, sondern bekommen spezifische malerische Komponente, die jegliche Szenerie der immersiven Welt vor dem Leser wie ein farbenprächtiges Gemälde entfaltet. Dazu beherrscht sie desweiteren, wie nur wenige Autoren es vermögen, mithilfe ihrer ausdrucksstarken Formulierungen eine atemlose Explosion an Emotionen im Leser zu entfachen, die ebenso fesselnd wie verlockend sind, wodurch meine Aufmerksamkeit und jeder Gedanke bis zum Schluss dem Buch und seinem Inhalt galten.

Schreibstil der Autorin: Wie im vorigen Abschnitt bereits vorweg besprochen, ermöglicht die Autorin durch ihre Stilmittel einen umfassenden Einblick in die Gefühlswelt ihrer Protagonisten sowie der baldigen Zukunft einer fiktiven Erde. Ihre unverwechselbare Schreibart, zwischen bilderreichen Schriftkompositionen und inhaltsträchtigen als auch sprachlichen Darstellungen, erschließt einen direkten Zugang in das Leben der Hauptpersonen und bezieht den Leser dort mit ein. Schlussendlich ergeben vielfältige Alleinstellungsmerkmale in ihren Werken ein besonderes Lesevergnügen.

Chraktere: Aufgrund der persönlichen Erfahrung von Frau Winter mit Kindern und Jugendlichen im Alter von drei bis siebzehn Jahren, erwecken ihre Charaktere den Anschein von durchweg glaubwürdigen Persönlichkeiten. Sowohl die Protagonisten ebenso auch alle Nebencharaktere aus dem Tulpenweg besitzen eine subjektive Ausstrahlung und neigen zu unvergleichlichen Eigenheiten, Makeln und Atributen. Diese erlesene Mischung konnte mein Herz umgehend für sich gewinnen und ließ mich einen Blick hinter die Fassaden der Figuren werfen.

Orte & Landschaften: Da die Bewohner der Erde auf einen beengten Raum unter einer Kuppel Schutz vor den Umweltkatastrophen und anderen Gegebenheiten gesucht haben, fällt es in diesem Zusammenhang schwer einen bestimmten Ort zu benennen, der als wesentlicher Schauplatz zu bezeichnen wäre. Dennoch spielen auch im zweiten Band dieser Trilogie der Tulpenweg, Mias Schule und ihre Wohnung eine entscheidende Rolle. Auch die Eishalle und die Polizeistation ist immernoch ein tragender Pfeiler der Geschichte. Hinzu kamen außerdem noch der Austragungsplatz des Endkampfes, das Haus der Wächter und der Strand als zusätzliche Kulissen. Trotz einiger Einschränkungen wird dem Leser ein großzügiger Rahmen an Lokalitäten geboten. Besondere Erwähnung verdient jedoch der Nachbarplanet Loduun, der bisher reichlich Stoff für Spekulationen geboten hat und im dritten Teil möglicherweise jene Beachtung erhalten wird, derer er ein Anrecht hat.

Fazit: 2011 war ich restlos von "Sternenschimmer" begeistert, was verständlicherweise kaum zu übertreffen ist. "Sternensturm" ist eine würdige Fortsetzung, ungeachtet etwaiger Schwächen und den persönlichen Schwierigkeiten mit dem Einstieg. Für alle die schon im ersten Band mit Mia und Iason mitgefiebert haben, gehört "Sternensturm" ohne Zweifel zur Pflichtlektüre!