Rezension

Begegnungen

Gute Nacht, Tokio -

Gute Nacht, Tokio
von Atsuhiro Yoshida

Bewertet mit 4 Sternen

Tokio, eine Millionenstadt, Nachttaxifahrer Matsui ist hier mit seinem nachtblauen Auto unterwegs und chauffiert die verschiedensten Fahrgäste. Wer sind diese Menschen, die Nachts um eins unterwegs sind? Da ist die Requisiteurin vom Film, die bis zum nächsten Morgen die merkwürdigsten Sachen für ein Filmset auftreiben muss und dabei eine Obstdiebin kennenlernt, die bei der Telefonseelsorge arbeitet. Der Meisterdetektiv, der seinem Vater nachspürt in dem er dessen alte Filme anschaut, oder der nachtaktive Händler in seinem Laden für kaputtes Werkzeug. 

Japanische Literatur ist noch nicht allzu lange Bestandteil meiner Lesehistorie, aber in den letzten Monaten habe ich hier einige gute Bücher lesen dürfen. Von der Beschreibung zu "Gute Nacht, Tokio" habe ich mich direkt angesprochen gefühlt, verschiedene Personen, deren Wege sich kreuzen, die für wenige Augenblicke, oder auch für länger ihre Träume und Wünsche miteinander teilen. Die Figuren in diesem recht kurzen Episodenroman sind alle irgendwie speziell, sie sind Außenseiter, oft einsam, desillusioniert, haben ihre früheren Träume und Ziele aufgegeben. Fast immer sind sie auf der Suche nach etwas, ohne das unbedingt immer benennen zu können. 

Der Autor führt diese Figuren auf etwas verschlungenen Pfaden zueinander. Sehr ruhig und wahrmherzig erzählt er ihre Geschichten, oft entbehren diese nicht einer gewissen Skurrilität. Der Schreibstil ist nicht immer ganz einfach, was allerdings auch der Übersetzung geschuldet sein kann. Die verschiedenen Episoden springen in der Zeit und zwischen den Figuren, so dass es manchmal kurz stockt, weil man erstmal wieder den Anschluss finden muss. Die fremd klingenden Namen machen es dabei auch nicht unbedingt einfach. 

Es ist sehr schön zu lesen, wie der Autor die einzelnen Personen und ihre Geschichten miteinander verbindet, wie sich ihre Wege kreuzen und sie sich dadurch entwickeln, verändern und zum Teil sogar ihr Leben verändern, aus anfangs unzusammengehörenden Einzelteilen wird ein Ganzes, dass sich dem Leser erst zum Ende des Buches erschliesst. Alles steht letztlich miteinander in Verbindung.