Rezension

Begeistert nicht nur jugendliche Leser

Legend 01 - Fallender Himmel - Marie Lu

Legend 01 - Fallender Himmel
von Marie Lu

Bewertet mit 4 Sternen

Die Vereinigten Staaten von Amerika existieren in dieser Form nicht mehr. Es gibt die Republik und die Kolonien. Diese Staaten leben jedoch nicht friedlich nebeneinanderher, sondern bekriegen sich unermüdlich. In der Republik herrschen strenge Regeln, die unerbittlich eingehalten werden. Die Reichen und Privilegierten führen ein angenehmes Leben. Doch der größte Teil der Bürger lebt in Armenvierteln, in denen man um das nackte Überleben kämpfen muss. Die Seuche, die dort immer wieder grassiert, stellt eine ständige Bedrohung dar. June lebt auf der Sonnenseite der Republik. Denn sie ist das Aushängeschild der Regierung, da sie beim "Großen Test", der in der Kindheit über das Schicksal jedes Einzelnen bestimmt, als Einzige die volle Punktzahl erreicht hat. Alle Möglichkeiten stehen June offen und so wird sie zu einer Elite-Kämpferin ausgebildet. Ihre erworbenen Fähigkeiten muss sie jedoch viel eher anwenden als gedacht. Denn Junes Bruder Metias wird bei einem Einsatz getötet. Angetrieben von Schmerz, Wut und Rache bricht sie in die Armenviertel auf, um dort nach "Day" zu suchen. Denn er ist der Staatsfeind der Republik und scheint auch beim Tod von Metias seine Hände im Spiel gehabt zu haben....

"Fallender Himmel" ist der Auftaktband der Legend-Trilogie. Man lernt hier zunächst die beiden Hauptprotagonisten June und Day kennen. Die Einführung dieser, gerade am Anfang sehr gegensätzlichen Charaktere, gelingt der Autorin durch die verwendete Erzählperspektive mühelos. Denn man verfolgt das Geschehen abwechselnd aus der Sicht von June und Day. Da am Beginn der Abschnitte der Name des Hauptprotagonisten steht, der gerade seine Sicht der Dinge schildert, fällt es leicht, die Übersicht zu behalten. Durch die wechselnden Perspektiven lernt man die beiden Akteure sehr gut kennen, da man in ihre Gedanken und Gefühle eintaucht. Man kann so sehr gut verfolgen, wie die beiden Hauptcharaktere aufeinander wirken und was sie voneinander denken. Außerdem kann man so einen Blick in beide Welten der Republik werfen. Durch June erkennt man die Privilegien der Reichen und bekommt einen Eindruck vom straff organisierten Militärstaat und der Denkweise dieser Bevölkerungsgruppe. Ganz anders sieht es natürlich in den Bezirken der Armen aus. Durch Days Perspektive kann man den nackten Kampf ums Überleben und die Allmacht des Staates hautnah miterleben.

Obwohl die Charaktere aus unterschiedlichen Schichten stammen, und deshalb auch vollkommen andere Ideale haben, wirken beide sehr sympathisch. Die Teenager sind erst fünfzehn Jahre alt. Doch sie wirken vom Verhalten und von ihrer Denkweise meist viel reifer. Wahrscheinlich liegt das aber an dem Umfeld, in dem sie aufgewachsen sind. Denn dieses unterscheidet sich sehr von der Welt, in der wir leben. June und Day wirken sehr lebendig und deshalb kann man mühelos in ihre Geschichte eintauchen. Die Gefühle, die beide füreinander entwickeln, drängen die eigentlich Geschichte keinen Moment in den Hintergrund. Sie wirken glaubwürdig und nicht übertrieben romantisch. Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und angenehm lesbar. In einfachen Sätzen gelingt es ihr, Handlungsorte und Protagonisten so zu beschreiben, dass man sie unwillkürlich vor Augen hat.

Days und Junes Geschichte ist durchgehend interessant. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse förmlich, sodass man gebannt die Schlussszene verfolgt. Obwohl es sich hier um den Auftakt eines Mehrteilers handelt, endet das Buch nicht mit einem fiesen Cliffhanger, sondern mit einem befriedigendem Abschluss. Dennoch ist man gespannt auf den weiteren Verlauf der Handlung.

Obwohl ich das Jugendbuch-Alter schon etwas überschritten habe, konnte mich die Geschichte von June und Day begeistern. Deshalb werde ich sicher auch zum nächsten Band greifen, um zu erfahren, ob die beiden zur Legende werden können.