Rezension

Beginnt vielversprechend, endet sonderbar

Der mexikanische Fluch -

Der mexikanische Fluch
von Silvia Moreno-Garcia

Bewertet mit 3 Sternen

Bis zu etwa Zweidrittel entspricht das Buch weitestgehend meinen Erwartungen. Ein solider Schauerroman, samt abgelegenem Anwesen, Familienpatriarch, unterschwelligem Bedrohungsgefühl und dunklen Geheimnissen. Dazu eine Heldin, die emanzipiert, couragiert und clever versucht, eben jene Geheimnisse zu lüften. Die junge, unkonventionelle Mexikanerin Noemi hat mich wunderbar in die Geschichte eingeführt. Und das, obwohl immer wieder kleine Längen und Wiederholungen festzustellen sind. Der stete Erzählstrom hat zunächst keine großen Spannungsspitzen, auch an Atmosphäre mangelt es ein wenig. Trotzdem kam ich gemeinsam mit Noemi neugierig im Haus an, besorgt um die Cousine, die seit ihrer Heirat mit dem arroganten Virgil an seltsamen Wahrnehmungsstörungen leidet. Und an Tuberkulose. Angeblich. Nachdem Noemi Virgils Familie kennengelernt hat, wird klar, dass die Tuberkulose noch das kleinste Problem sein dürfte. Der einzige, der sich in dieser Galerie der Unsympathen ausnimmt, ist der feinsinnige Francis.

Mir war der Grad des Bizarren, die die Geschichte irgendwann einschlägt, leider etwas too much. Verschiedene Motive (Dunkelheit, Kälte, Nässe, Schimmel-/Pilz, Eugenik und Inzest) deuten früh auf eine groteske Auflösung hin, die dann aber mit so vielen unappetitlichen Ausschmückungen und Erklärungen um die Ecke kommt, dass es fast ins Trashige kippt. Die Charaktere, allen voran Noemi, machen auch keine Entwicklung durch, zeigen kaum Facetten. Gut und Böse stehen sich von Beginn an ordentlich aufgereiht gegenüber. Überraschungen bleiben aus.

Ich meine, hier wäre mehr drin gewesen. Mit einigen Kürzungen, einer abgespeckteren Auflösung und einem Tacken mehr Atmosphäre. Warum das Buch "Der mexikanische Fluch" heißt, ist mir übrigens nicht ganz klar. Genau genommen gibt es einen solchen in der Geschichte nicht.

Fazit: Schwierige Bewertung. Tatsächlich habe ich das Buch lange sehr gerne gelesen. Protagonistin Noemi hat viel Potenzial, das bedauerlicherweise nicht ausgeschöpft wurde. Die Handlung tritt zudem häufig auf der Stelle und die Auflösung ist ... sagen wir, speziell.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 25. November 2022 um 01:39

:DDD
 

E-möbe kommentierte am 28. November 2022 um 11:27

Wenn du atmosphärische Schauerromane lesen möchtest, empfehle ich erstmal Lovecraft und Poe. Von da an kannst du dich weiterarbeiten. ;)