Rezension

Bei diesem Roman musst du dich mit der Täterin auseinandersetzen – ob du willst oder nicht.

Das wirst du bereuen - Amanda Maciel

Das wirst du bereuen
von Amanda Maciel

– Eine Handlung, die durchaus realistisch ist – leider. – 

Sara und Brielle gehören zu den einflussreichsten Mädchen der Highschool – Brielle, weil sie Brielle ist und Sara, weil sie deren beste Freundin ist. Die Freundschaft der beiden war schon immer im Ungleichgewicht, doch Sara ist froh, dass Brielle ihr den Weg in die „höheren“ Kreise der Schule ebnet. Durch sie lernte sie auch ihren Freund Dylan kennen. Es ist ihre erste richtige Beziehung, bei der sie ihrem Freund mehr als schüchterne Küsse schenken will. Doch gleichzeitig ist es für sie gar nicht so leicht, über ihren Schatten zu springen und den letzten großen Schritt zu wagen.

Das Blatt beginnt sich allerdings zu wenden, als Emma Putnam an die Highschool kommt. Sie verdreht einem Jungen nach dem anderen den Kopf und hat aufgrund dessen schnell einen ziemlich schlechten Ruf weg. In den Augen der Mädchen gilt sie nämlich als – nein, ich werde es nicht schreiben, sondern die harmlosere Bezeichnung des Buches wählen – Schnalle. Sara beäugt Emma zunächst nur kritisch – bis sie eine Nachricht von Emma auf dem Handy ihres Freundes findet. In diesem Augenblick beginnt Sara einen Krieg, der Emma in den Selbstmord treibt und sie und ihre Freunde vor Gericht bringt. Doch war Emma tatsächlich so unschuldig, wie alle denken?

Alle hielten Emma Putnam für eine Nervensäge. Wir haben sie zwar nicht umgebracht, trotzdem heißt das noch lange nicht, dass wir sie gemocht haben. Und jetzt, wo alle denken, dass wir sie umgebracht haben oder wenigstens irgendwie dafür verantwortlich sind, kann ich sie noch weniger leiden. – Seite 11–

– Bei diesem Roman musst du dich mit der Täterin auseinandersetzen – ob du willst oder nicht. – 

Eine Roman über ein Mädchen, das in den Tod getrieben wurde, ist bereits keine leichte leichte Kost. Noch härter ist jedoch die Tatsache, dass dieses Buch die Handlung aus der Sicht einer Täterin erzählt. Darf man eine Täterin sympathisch finden, mit ihr so manches Mal Mitleid haben oder sie als Mensch mit schwachem Selbstbewusstsein sehen? Trotz des Unverständnisses für ihre Taten sah ich Sara nämlich eben nicht als Monster. Vielmehr erkannte ich, dass ihre ekelhaften Mobbingattacken für sie die einzige Möglichkeit sind, Emma gegenüber ein Gefühl von Macht zu haben. Allzu oft schimmerte nämlich zwischen den Zeilen durch, dass es nicht der Hass war, der Sara zu ihren Taten trieb, sondern die eigene Unsicherheit.

Natürlich ist ist das keine Entschuldigung für ihr Handeln. Allerdings war mir diese Erkenntnis als Leserin enorm wichtig. Ich hätte es nicht ausgehalten, einen Roman zu lesen, indem Hass die grundlegende Handlungsmotivation der Protagonistin ist. Das hätte es mir aber vielleicht ermöglicht, sie konsequent doof zu finden. Das war nämlich nicht der Fall. Zwischenzeitlich fand ich es geradezu schade, dass Sara nicht in der Lage war, mal die eigene Persönlichkeit zu zeigen. In vielen Serien oder Büchern existiert das Schema der Freundinnen, bei denen eine der führende Kopf ist und die andere an eine Mitläuferin erinnert. Auch dieser Roman ist in dieser Hinsicht nicht wirklich innovativ. Trotzdem gefällt mir besonders, dass sich alle Beteiligten nicht einfach in das Schema „Gut der Böse“ pressen lassen. Alle Handelnden hadern in irgendeiner Form mit ihrem Schicksal. Durch diesen geschickten Kniff fällt es schwer, die einzelnen Personen direkt zu verurteilen, und dadurch regt diese tragische Geschichte zum Nachdenken an – auch lange Zeit nach dem Lesen.

– Fazit –

Auch beim Schreiben dieser Rezension fällt mir wieder auf, wie sehr mir dieser Roman unter die Haut geht – noch immer. Durch den Verzicht auf eine moralische Bewertung sowie die aktive Auseinandersetzung mit einer der Täterinnen, die übrigens nicht auf wundersame zur Heiligen wird, ist es nicht möglich, sich sofort gegen sie zu stellen. Diese und viele weitere haben mich von diesem Jugendroman überzeugt – lediglich an die Sprache konnte ich mich nur schwer gewöhnen, denn es gibt einfach bestimmte Wörter und Ausdrücke, die ich nicht in einem Roman lesen will, obwohl ich weiß, dass dieser Roman eben auch von diesen Schimpfwörtern lebt. Insgesamt ist Das wirst du bereuen genau auf seine Zielgruppe zugeschnitten und wird dort hoffentlich zum Nachdenken anregen.