Rezension

Bei Fitzek liegen Genie und Wahnsinn immer sehr nah beieinander!

Der Insasse - Sebastian Fitzek

Der Insasse
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 5 Sternen

Der 6-jährige Max Berkhoff ist seit drei Monaten verschwunden. Als die Polizei den Serienmörder und Psychopahten Guido Tramnitz endlich verhaften kann, der zwei Kinder ermordet hat, ist sie sich ziemlich sicher, dass auch Max Berkhoff ein Opfer dieses Mannes ist. Doch leider gibt es keinerlei Beweise und Tramnitz äußert sich nicht dazu. Er wird in den Hochsicherheitstrakt eines Gefängniskrankenhauses in der psychiatrische Abteilung untergebracht. Die Eltern von Max sind inzwischen völlig verzweifelt, vor allem Vater Tim kann sich  mit der Ungewissheit nicht abfinden, was ihn auf eine Idee bringt, die ihn zum Verhängnis werden könnte. Tim Berkhoff lässt sich selbst als Insasse in den Hochsicherheitstrakt einweisen, weil er unbedingt Tramnitz persönlich sehen und sprechen will, wobei er sich selbst in große Gefahr begibt. Ob es ihm gelingt, den Aufenthaltsort seines Sohnes herauszufinden? Lebt Max überhaupt noch?

Sebastian Fitzek hat mit seinem Buch “Der Insasse” wieder einen Psychothriller par excellence vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und - typisch Fitzek - immer mit einer unterschwellig beklemmenden und düsteren Atmosphäre unterlegt. Der Leser wird mit der ersten Seite in ein Szenario hineingebracht, wie es spannender nicht sein kann. Unsichtbar im Schatten von Tim Berkhoff, der als Patrick Winter neuer Insasse im Hochsicherheitstrakt wird, erlebt der Leser nicht nur die Gedanken- und Gefühlswelt von Tim hautnah mit, sondern muss sich auch mit den Stimmungen des Umfelds sowie die von Tramnitz miterleben. Fitzek versteht es blendend, die angstvollen und erschütternden Gedanken der Kindseltern mitzuteilen, lässt den Leser aber auch in die perfide Welt von Tramnitz hineinschauen. Die Idee, sich als Häftling selbst einsperren zu lassen, um Informationen zu bekommen, ist an sich schon gruselig, wenn man bedenkt, welche Gesellschaft einen da umgibt. Fitzek ist für seine sehr gut konstruierten Plots bekannt, so legt er auch hier wieder kleine Stolperfallen und überzeugt mit Wendungen, die man als Leser nicht auf dem Schirm hatte. Der Spannungsbogen ist von Beginn an hoch und steigert sich ins Unermessliche bis zum sehr überraschenden Ende.

Die Charaktere sind sehr gut gestaltet, sie wirken mit ihren Eigenheiten wie Menschen, die man kennt. Das macht sie so glaubhaft und authentisch, der Leser kann sich wunderbar in sie hineinversetzen, ihre Ängste, Gedanken und Taten nachvollziehen und stellt sich dabei immer wieder selbst die Frage, ob er selbst wohl auch zu diesem oder jenem Mittel gegriffen hätte. Vor allem ist der Mut von Tim Berkhoff zu bewundern, der alles in eine Waagschale wirft, um endlich herauszufinden, was mit seinem Sohn geschehen ist. Welche Eltern würden nicht alles für ihre Kinder tun. Allein der Gedanke, nicht zu wissen, ob das Kind noch lebt, oder diesem Mörder in die Hände gefallen ist, lässt Kräfte frei werden und Menschen über sich hinauswachsen. Alle Protagonisten haben ihren festen Platz in dieser Handlung und geben der Geschichte ein rundum beängstigend reales Bild.

Mit “Der Insasse” hat Fitzek hat sich wieder einmal selbst übertroffen und den Leser von der ersten bis zur letzten Seite am langen Arm baumeln lassen, bis es eine Auflösung gab. Absolute Leseempfehlung für einen Psychothriller der Extraklasse!