Rezension

Bei mir völlig durchgefallen

Die Magdalena-Verschwörung - Kathleen Mcgowan

Die Magdalena-Verschwörung
von Kathleen McGowan

Bewertet mit 1.5 Sternen

Vor dem Tower of London taucht eine geköpfte Frauenleiche auf; pikanterweise verkleidet als Anne Boleyn. Die Tote stand kürzlich in Verbindung mit Maureen Paschal, ihres Zeichens Journalistin mit einem Faible für Maria Magdalena. Ausgerechnet sie findet neue Dokumente aus Anne Boleyns Zeiten. Gibt es da etwa eine Verbindung zum Mord?

Nach der Lektüre kann ich das beantworten: Nö. Also augenscheinlich schon, denn Anne Boleyns Name wird sowohl in der Gegenwart wie auch in der Vergangenheit genannt. Inhaltliche Verbindungen sucht man vergebens. Wie so vieles in diesem „Thriller“. Eigentlich handelt es sich hier um einen historischen Roman über Anne Boleyn. Um einen recht trockenen, manchmal auch langatmigen Roman, der das Schicksal von Heinrichs zweiter Ehefrau mit einer geheimen, Maria Magdalena verehrenden Glaubensgemeinschaft verknüpft. Leider ist irgendjemand auf die Idee gekommen, aus dem mittelmäßigen historischen Roman dann doch lieber einen Thriller zu machen, indem eine lieblos gestrickte, hanebüchene, völlig vorhersehbare Rahmenhandlung drumrumgebastelt wurde. Spannung gibt es nicht, dafür Leichen in Akkordarbeit, damit sich die Genrebezeichnung vielleicht doch irgendwie lohnt. Es werden Fragen aufgeworfen, die auch am Ende des Buches unbeantwortet bleiben, die Auflösung des Falles grenzt eher an einen schlechten Scherz; will heißen: das Konzept vom Genremix ist so dermaßen gefloppt  ; ) Der Stil der Autorin ist eigentlich gar nicht so schlecht (von sinnbefreiten 3-Wort-Sätzen mal abgesehen), aber inhaltlich konnte ich mit diesem Buch so gar nichts anfangen. Verleidet wurde mir die Lektüre zunehmend auch durch die Feminismuskeule, die die Autorin leidenschaftlich und übertrieben häufig schwingt. Im krassen Gegensatz dazu steht ihre Hauptfigur Maureen, die sich hauptsächlich durch ihre Schönheit und ihren sicherlich ebenfalls schönen + superreichen Mann auszeichnet. Da ist der feministische Ansatz dann wohl unter der ganzen Schönheit untergegangen. Auch die Charaktere konnten bei mir also nicht punkten. Anne wird etwas besser gezeichnet, hier ist aber der Wunsch der Autorin deren schlechten Ruf zu retten überdeutlich. Wie in so vielem schießt McGowan hier einfach mal wieder über das Ziel hinaus, sodass auch diese Figur unter zu viel Konstruktion leidet.

Fazit: ich kann keine neutrale Rezension zu diesem Buch schreiben. Erstens weil ich es nicht ernst nehmen kann, zweitens weil es mich dazu viel zu sehr genervt hat. Wer gute Unterhaltung sucht, sollte im Laden besser zu einem anderen Buch greifen (der Rest der Maureen-Reihe soll vom Hörensagen gar nicht so schlecht sein). Wer sich anschauen will, wie man eine gute Romanidee völlig in den Sand setzt, darf gerne zugreifen.