Rezension

Beim zweiten Anlauf konnte es mich doch überzeugen :)

Flavia de Luce 01. Mord im Gurkenbeet - Alan Bradley

Flavia de Luce 01. Mord im Gurkenbeet
von Alan Bradley

Bewertet mit 3.5 Sternen

3,5 Sterne

»Ich würde gerne behaupten, dass ich mich gefürchtet hätte, aber das stimmt nicht. Ganz im Gegenteil. Es war das mit Abstand Spannendste, was ich je erlebt hatte.« S. 37

Klappentext

Die junge Flavia de Luce staunt nicht schlecht, als sie im ersten Morgenlicht eine Leiche im Garten entdeckt – ausgerechnet im Gurkenbeet! Jeder hält ihren Vater für den Mörder, denn Colonel de Luce hat sich noch tags zuvor mit dem Verblichenen gestritten. Nur ein einziger Mensch glaubt felsenfest an die Unschuld des Colonels – seine neunmalkluge Tochter Flavia. Schließlich ist der Ermordete vergiftet worden, und – ganz im Gegensatz zu Flavia, die eine begnadete Giftmischerin ist – ihr Vater hat nie Interesse an der Chemie des Todes gezeigt. Also fragt Flavia in vermeintlich kindlicher Unschuld sämtlichen Zeugen Löcher in den Bauch. Hartnäckig folgt sie jeder noch so abwegigen Spur – bis sie einsehen muss, dass ihr Vater tatsächlich ein dunkles Geheimnis hütet. Und so befürchtet Flavia, dass sie vielleicht eine zu gute Detektivin ist …

Meine Meinung

Das Buch hatte ich vor einigen Jahren schon mal angetestet und hatte nicht wirklich reingefunden. Jetzt wollte ich ihm aber nochmal eine Chance geben und siehe da: manchmal erwischt man einfach den richtigen Zeitpunkt :)

Flavia de Luce ist 11 Jahre alt und alles andere als ein gewöhnliches Mädchen. Sie lebt mit ihrem Vater, Colonel de Luce und ihren beiden älteren Schwestern Ophelia und Daphne auf einem Anwesen nahe des Dorfes Bishop´s Lane im England des Jahres 1950.
Flavias Mutter starb beim Bergsteigen, als das Mädchen erst 1 Jahr alt war. Dass ihr das sehr zu schaffen macht, verdrängt die 11jährige sehr gut, doch die gehässigen und arroganten Schwestern rufen es ihr immer wieder nur zu gerne in Erinnerung. Das Verhältnis zwischen den Geschwistern ist wirklich sehr fragwürdig, denn es kommt schon mal vor, dass die beiden Älteren Flavia im Schrank auf dem Dachboden einsperren - gefesselt und geknebelt versteht sich. Doch wie aus vielen anderen brenzligen Situationen windet scih die junge Flavia mit ihrem logischen Verstand wieder heraus.
Bei ihrem Vater hat sie leider auch kaum Rückhalt. Als ehemaliger Berufssoldat ist er zwar tapfer, unbeugsam und dabei unerschütterlich britisch; aber in vielen Situationen auch angespannt, jähzornig und trübsinnig. Familiäre Liebe wird in diesem Haushalt nie wirklich gezeigt, da anscheinend jeder Angst hat, sich vor den anderen zu öffnen; ein kaltes, eher ungemütliches Heim.

Doch Flavia lässt sich davon nicht unterkriegen, denn sie hat für sich einen Rückzugsort gefunden, der sie sogar ihrer toten Mutter näherbringt: das alte Chemielabor eines Vorfahren, das im Ostflügel des Anwesens vor sich hingestaubt hat. Für ihr Alter ist sie sehr belesen und hat sich die Grundlagen und auch einiges weitere über chemische Zusammensetzungen selbst beigebracht und experimentiert dort am liebsten mit Giften jeglicher Art.

Die Handlung ist einerseits ein nebulöser Kriminalfall, dessen Lösung das Mädchen mit entschlossenem Eifer und unerschütterlichem Ehrgeiz verfolgt - aber andererseits auch die Geschichte eines einsamen Kindes, das auf seine eigene Art irgendwie versucht, mit ihrem Leben klarzukommen. Sehr oft wirkt Flavia altklug und sie kompensiert ihr Gefühl der Verlorenheit mit einem (zu) gesunden Selbstvertrauen, dass mich überraschenderweise nicht wirklich genervt, sondern einen erfrischend positiven Eindruck gemacht hat. Allerdings gab es manchmal Stellen, die mir zu sehr mit chemischen oder anderen Fachbegriffen überfüllt waren, das war dann doch etwas zu viel des guten.

Stückweise war es sehr amüsant und hat mich gut unterhalten, dann war es wieder etwas ausschweifend und gerade der Schluss hat sich ganz schön hingezogen. Insgesamt war die Schreibweise aber angenehm spielerisch, komplex und flüssig zu lesen. Der Autor lässt die Geschichte von Flavia aus der Ich-Perspektive erzählen; das hat mich Flavia und ihren Gedanken sehr nahegebracht, war aber auch ungewöhnlich mit den vielen Wortspielereien, wenn man das Alter der Protagonistin bedenkt. Aber sie ist ja auch alles andere als gewöhnlich ;)

Fazit

Eine sehr ungewöhnliche Protagonistin, die ich ins Herz schließen konnte und eine recht untypische Ermittlung, die manchmal doch einige Längen hatte. Insgesamt hat es mich aber gut unterhalten und ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

© Aleshanee
Weltenwanderer

Flavia de Luce Reihe

1 - Mord im Gurkenbeet
2 - Mord ist kein Kinderspiel
3 - Halunken, Tod und Teufel
4 - Vorhang auf für eine Leiche
5 - Schlussakkord für einen Mord
6 - Tote Vögel singen nicht