Rezension

Beklemmend

Der fürsorgliche Mr Cave -

Der fürsorgliche Mr Cave
von Matt Haig

Bewertet mit 3 Sternen

Terence Cave ist Antiquitätenhändler. Er wird Zeuge, wie sein 14-jähriger Sohn Reuben auf tragische Weise stirbt. Terence Tochter Bryony, Reubens Zwillingsschwester, ist alles was ihm noch bleibt. Die Mutter starb vor vielen Jahren, als in das Geschäft eingebrochen wurde. Um das Teenager-Mädchen vor jeglichem Unglück zu bewahren und sie nicht auch noch zu verlieren, stellt Terence immer mehr Regeln auf. Diese gehen schon bald weit über ein angemessenes Maß hinaus. Die Lage spitzt sich zusehends zu und endet, wie es kommen muss, in einer Katastrophe.
Ich habe mich schon sehr lange auf Matt Haigs neuen Roman gefreut. Mir war von vornherein klar, dass es keine "zweite Mitternachtsbibliothek" werden wird, von der ich so begeistert war. Doch dieser Roman bleibt trotzdessen hinter meinen begrenzten Erwartungen zurück.
In der Ich-Perspektive wird die Handlung rückblickend erzählt, sodass ich schon nach wenigen Seiten geahnt habe worauf das Ganze hinaus läuft. Terence steigert sich immer mehr in seine Verlustängste hinein, lässt tief in seine Psyche blicken. Er sperrt seine Tochter ein, verbietet ihr jeglichen Kontakt zu Freunden und allen voran zu Jungs. Terence geht nicht einfach nur zu weit, sondern gehört meiner Meinung nach in psychiatrische Behandlung. Da es im Umfeld von Bryony und Terence noch Cynthia, die Großmutter bzw. Schwiegermutter gibt, existiert mindestens ein Mensch, der so eine eskalierende Situation hätte besser einschätzen und verhindern müssen.
Letztendlich denke ich aber, dass Matt Haig gar nicht an einer Lösung interessiert war. Er wollte die menschlichen Abgründe darstellen und zeigen, wie weit ein eigentlich herzensguter Mensch gehen kann für etwas, das er - wenn auch krankhaft - liebt. Das ist ihm gelungen, aber es hat mich leider weder unterhalten noch zum Nachdenken angeregt. Dinge, die für mich ein gutes Buch ausmachen.