Rezension

beklemmend, düster und unheilvoll

Heartless, Band 1: Der Kuss der Diebin - Sara Wolf

Heartless, Band 1: Der Kuss der Diebin
von Sara Wolf

Bewertet mit 3.5 Sternen

Schon im Vorfeld habe ich mich durch die vielen positiven Meinungen ,sehr auf den neuen Fantasy Reihen Auftakt von Sara Wolf gefreut.
Das Cover gefällt mir unheimlich gut. Ein Äußeres das sich auch sehr gut ohne Schutzumschlag sehen lassen kann.

Sara Wolf hat einen sehr einnehmenden und fließenden Schreibstil wodurch ich schnell in der Story versunken war.
Ihr gelang es sehr gut eine sehr düstere, beklemmende und unheilvolle Atmosphäre zu schaffen, was sehr gut zum Wesen der Hauptprotagonistin passt.
Hier erfahren wir alles aus der Sicht von Zera. Einer sogenannten Herzlosen. Sie möchte das Herz des Prinzen. Nicht um etwa den Thron zu besteigen. Viel mehr muss man es wörtlich nehmen. Denn das Herz des Prinzen ist ihr Weg in die Freiheit.
Das ist ein Aspekt, der für mich sehr interessant war. Denn dadurch sollte man annehmen, daß sie unsympathisch wird. Was sich aber als nicht ganz so einfach herausstellt. Am Anfang mochte ich sie tatsächlich nicht sonderlich. Aber je mehr ich sie kennenlernte, umso klarer wurde mir , wie sehr sie es zerriss. Wie die Qual und Pein aus ihr herausfloss und sie in ihrem Denken und Handeln beeinflusste. Ein Umstand , der sie nicht unsympathisch machen kann. Denn letztendlich ist sie auch nur ein Opfer ihrer inneren Glut. Kaum verwunderlich, dass ich dadurch wirklich mit ihr mitlitt und es genoss , wie sie immer stärker wurde.
Doch reicht das um zu überleben?
Neben Zera gelang es der Autorin auch die anderen Charaktere sehr lebendig und greifbar wirken zu lassen.
Lediglich bei Gavit der ja doch von ziemlicher Bedeutung ist, hätte ich mir mehr Intensität und Präsenz gewünscht. Er war für mich mehr oder weniger ein Schatten, der nie richtig greifbar wurde.
Dafür mochte ich Lucien, Fione und auch Lady Y‘Shennria unheimlich gern. Niemand ist das, was er im ersten Augenblick erscheint und das hat mir wirklich gut gefallen.
Die Grundidee der Herzlosen fand ich sehr genial und faszinierend. Leider hatte ich mitunter das Gefühl, ich trete auf der Stelle und es kommt nicht zum richtigen Fluss. Es schlichen sich immer wieder Längen ein, wodurch mein Lesefluss maßgeblich beeinflusst wurde. Ich musste es immer wieder zur Seite legen. Weil es mir oftmals zu ruhig, zu drückend war.
Ich hätte mir da etwas mehr Tempo und Nervenkitzel gewünscht, damit mal etwas mehr Biss hineinkommt. Leider war das nicht der Fall.
Dafür gibt es sehr viel Emotionalität. Vor allem von Seiten Zeras.
Unterdrückte Gefühle, ein inneres das sie schier zerreißt und ins Bodenlose stürzen lässt.
Eine Stille die unheimlich und nervenzehrend ist.
Es gelang der Autorin ausnehmend gut, ihren inneren Konflikt nach außen zu kehren.
Aber letztendlich war mir das nicht genug.
Einige Informationen zu den Hintergründen werden zwar offenbart, aber ich hätte mir da noch mehr Intensität gewünscht.
Natürlich liegt dem Ganzen auch eine Liebesgeschichte zugrunde.
Qualvoll, voller Höhen und Tiefen.
Ein Akt der mehr in der Luft greifbar ist und selten laut und schnell geht. Vielmehr ist es ein Schimmern , das leise und rauh daherkommt und umso intensiver wirkt.

Die Handlung selbst hat mich doch überrascht.
Die Charaktere taten es. Es gibt viele Geheimnisse, die hier verborgen werden. Allzu viele Überraschungen gab es zwar nicht zu beobachten, dennoch gelang es der Autorin mich mit dem Schlussakt nochmal völlig zu schocken und fassungslos zurückzulassen.
Ich bin sehr gespannt ob es ihr gelingt im Folgeband mehr Tempo und Entwicklung aufzuzeigen. Denn hier wurde sehr vorsichtig damit umgegangen.

Schlussendlich ein sehr interessanter und faszinierender Auftakt, der mich jedoch gerade durch seine Längen sehr zwiegespalten zurücklässt.
Ganz konnte der Funke noch nicht überspringen, dennoch bin ich auf eine Art und Weise doch sehr fasziniert und begeistert davon und möchte unbedingt mehr davon.

Fazit
Sara Wolf hat mich mit ihrem Fantasy Reihen Auftakt doch sehr zwiegespalten zurückgelassen.
Faszinierend ohne Frage. Aber auch sehr beklemmend, düster und unheilvoll.
Zera die , die unterschiedlichsten Emotionen auslöst und Charaktere die einfach völlig für sich einnehmen und keine Sekunde loslassen.
Eine Handlung , die leider auch so ihre Längen hat.
Zu ruhig und drückend ist.
Und obwohl dies der Fall ist, bin ich doch auf eine gewisse Art und Weise sehr begeistert und fasziniert und möchte unbedingt mehr davon.
Ich hätte mir einfach nur mehr Tempo und Nervenkitzel gewünscht. Ein Aspekt der hier leider etwas untergeht und dadurch gerade bei mir den Lesefluss maßgeblich beeinflusst hat.