Rezension

Beklemmend und spannend

Drowning - Tödliches Element - Rachel Ward

Drowning - Tödliches Element
von Rachel Ward

Bewertet mit 4 Sternen

Als Carl die Augen aufmacht, liegt sein Bruder Rob neben ihm, tot. Was ist im See passiert? Und warum schreit dieses Mädchen in Todesangst, als es ihn sieht? Carl erinnert sich an nichts. Nicht einmal an die Frau, die behauptet seine Mutter zu sein. Und warum sieht Carl Rob überall? Warum hört er seine Stimme, die ihm droht sich zu rächen? Was hat Carl getan? Stück für Stück kommt die Erinnerung zurück. Zusammen mit Neisha, Robs hübscher Freundin, setzt Carl das Puzzle zusammen. Doch Robs „Geist“ wird immer stärker und gefährlicher. Kann Carl ihn am Ende besiegen?

Der Titel „Drowning“ könnte nicht besser gewählt sein. Im Deutschen bedeutet dieses englische Wort sowohl „ertrinkend“ als auch „ertränkend“ und „übertönend“. Und alle drei Bedeutungen haben hier ihre Berechtigung. Denn es ist lange unklar, wer hier wen ertränkt und wer ertrinkend ist, und Carls Leben wird von Robs Anwesenheit übertönt. Obwohl ich es eigentlich nicht mag, wenn ein deutsches Buch einen fremdsprachigen Titel hat, kann ich es in diesem Fall verstehen und gutheißen, denn im Deutschen ließe sich das nicht so treffend ausdrücken.

Der Schreibstil von Rachel Ward hat mir sehr gut gefallen. Durch die Verwendung der 1. Person im Präsens wird man als Leser direkt an der Handlung beteiligt. Man erfährt alles hautnah und steckt in derselben Bredouille wie der Protagonist. Die Autorin versteht es, eine beklemmende Atmosphäre heraufzubeschwören, selbst das Tropfen des Wasserhahns scheint irgendwann gefährlich. Ich fühlte mich beim Lesen ständig einem düsteren Sog ausgesetzt. Durch oftmals kurze, knappe Sätze wird Carls Gehetztsein gut ausgedrückt. Je mehr die Erinnerung zurückkommt, umso geladener wird die Stimmung, bis sie in einem fulminanten Showdown explodiert. Ich fand das Buch so spannend, dass ich es an einem Nachmittag gelesen habe, ohne es groß aus der Hand zu legen.

Carl war mir von Anfang an sympathisch, obwohl er eigentlich auch unsympathische Züge an sich hat. Er empfindet zum Beispiel keine Trauer um seinen Bruder, hat auch wenig Skrupel zu stehlen. Kein Wunder, dass er von vielen Menschen angefeindet wird. Doch dann kommt wieder eine andere Seite in ihm zum Vorschein. Er deckt liebevoll seine besoffene Mutter zu, versucht Neisha zu beschützen. Nach und nach wird dem Leser das Bild von Carl auch immer klarer. Carls Lebensumfeld ist nicht einfach, der Vater hat sich (glücklicherweise) aus dem Staub gemacht, die Mutter ertränkt ihre Unfähigkeit in Alkohol, die Wohnung ist ein einziges Dreckloch, im Kühlschrank gibt es nur Bier. Carl zermartert sich das Gehirn über seine Vergangenheit. Glaubwürdig schildert die Autorin seine Selbstzweifel. Was für ein Mensch ist er? Warum lässt Rob ihn nicht in Ruhe? Wird er langsam verrückt? Die Figur des Carl fand ich sehr gut dargestellt, mit Neisha war ich weniger glücklich. Ihr Verhalten fand ich etwas zu sprunghaft, heute hü, morgen hott. Das konnte ich leider nicht immer nachvollziehen.

Nachdem ich schon von der Numbers-Trilogie der Autorin begeistert war, konnte mich auch der neue Roman wieder überzeugen, wenn auch nicht in allen Punkten. Empfehlenswert finde ich das Buch auf jeden Fall.

Kommentare

jasimaus123 kommentierte am 12. Dezember 2013 um 06:42

Tolle Rezension! Ich hab Drowning gestern ausgelesen und war ebenfalls begeistert.

Lilli33 kommentierte am 10. Januar 2014 um 15:35

Danke!

Mir fällt es immer leichter, eine Rezi zu schreiben, wenn mich das Buch begeistern konnte :-)