Rezension

Beklemmende Atmosphäre, die mich leider nicht so ganz erreicht hat

Klammroth - Isa Grimm

Klammroth
von Isa Grimm

Bewertet mit 3 Sternen

Zum Inhalt

Anais ist mit ihrer 14jährigen Tochter Lily unterwegs nach Klammroth. Sie kommt nur noch selten an den Ort ihrer Heimat, denn die Schrecken aus der Vergangenheit haben sich tief in ihre Seele gebrannt.
Vor 17 Jahren gab es im Tunnel auf der örtlichen Zufahrtsstraße einen schrecklichen Busunfall, bei dem viele Kinder gestorben sind oder schwer verletzt wurden. Anais ist eine davon, doch sie hat das Unglück beinahe unbeschadet überstanden - und die Schuldgefühle, die sie seither plagen, geben keine Ruhe.

Nur weil ihre Stiefmutter gestorben ist, kehrt sie nun nach Klammroth zurück, denn diese ist bei einem Brand in Anais´ Elternhaus ums Leben gekommen. Sie muss sich selbst um den Nachlass kümmern, denn ihr Vater ist seit Jahren in einem Pflegeheim in Klammroth und spricht kein Wort mit ihr. Ihr einziger Kontakt zu ihm sind die unregelmäßigen Anrufe des nachts, in der er ihr wirres Zeug in den Hörer raunt.

So möchte Anais nur die behördlichen Angelegenheiten regeln, um nach ein paar Tagen wieder aus Klammroth zu verschwinden. Aber die Schatten der Vergangenheit holen sie ein und greifen mit ihren flatterhaften Fingern nach ihr ...

"Leere schwarze Müllbeutel. Sie flattern da draußen in der Nacht. Flattern und wehen und flüstern." S. 41

Meine Meinung

Der Prolog hat mich gleich sehr eingenommen. Die düstere Atmosphäre des Tunnels, der ein Geheimnis birgt und ein sehr schöner Schreibstil haben mich gleich in den Bann gezogen.
Dann bin ich allerdings etwas schwer reingekommen. Es ist lange Zeit unklar, wohin das ganze führen wird, was aber nicht die erhoffte Spannung erzeugt hat. Es werden viele Fragen aufgeworfen, die auch bis zum Schluss hin leider nicht alle aufgeklärt wurden.

Anais Charakter war sehr präsent und anschaulich beschrieben. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen und ihre Handlungen aufgrund ihrer Vergangenheit nachvollziehen. Am Ende gab es auch noch ein überraschendes A-ha Erlebnis, das dem ganzen eine völlig neue Wendung gegeben hat.
Alle anderen Figuren waren eher blass und blieben am Rande. Ein paar kleine witzige Dialoge haben das ganze aber aufgelockert.

Die dichte Atmosphäre aus dem Prolog kam leider nicht mehr auf. Obwohl viele Aspekte wunderbar schön erzählt wurden und die Autorin auch viele passende Metaphern benutzt hat, kam ich nicht in diese unheimliche Stimmung hinein. Trotz Einsamkeit, dunkle Nächte, ständigem Regen und seltsamen Vorkommnissen hat mich der Nervenkitzel nicht gepackt. Nur einige wenige Augenblicke hat es mich kurz ein bisschen gegruselt.

Ich fand es auch sehr schade, dass der Tunnel eine viel zu untergeordnete Rolle bekommen hat. Die ganze Aufklärung war eine interessante Idee, die sich aber nicht konsequent durchgesetzt hat. Mir kam es manchmal vor, als würde ich die Handlung überfliegen, als würde etwas fehlen, so dass ich die Zusammenhänge nicht wirklich verstehen konnte.

Fazit

Eine Art Psycho-Thriller, der eher in das mystische abgetaucht ist und mit vielen Andeutungen und Verstrickungen ein bisschen den Faden verloren hat. Allerdings hat mich der wunderschöne Schreibstil fasziniert. Die Auflösung am Ende hätte ich mir allerdings anders vorstellen können.

© Aleshanee

Weltenwanderer