Rezension

Beklemmende Thematik außergewöhlich umgesetzt - lesenswert!

Raum - Emma Donoghue

Raum
von Emma Donoghue

Bewertet mit 4.5 Sternen

Jack wohnt mit seiner Ma in Raum.
Sie haben Bett, Schrank und Teppich.
Und jede Woche gibt es das Sonntagsgutti.
Im Fernseher kann Jack die anderen Planeten sehen.
Wie gut, dass Raum eine Tür hat, sonst würden sie ja direkt aus Raum ins Weltall stürzen!
Jack mag die Welt, wie sie ist.
Nur "Old Nick", der manchmal durch die Tür kommt, den mag er nicht...  

INHALT
Wie ihr hoffentlich an meinem 'Intro' erkennen könnt - Jack lebt in seiner eigenen Welt, in Raum. Die richtige Welt hat Jack noch nie gesehen, denn Jacks Mutter wurde von "Old Nick" gekidnappt, in einen Schuppen (Raum) gesperrt, vergewaltigt und war schließlich mit Jack schwanger. Nun ist Jack 5 Jahre alt, und seine Mutter beginnt, Jacks Welt zu "entlügen"...Wird Jack jemals die Welt da draußen kennen lernen?

MEINE MEINUNG
Dieser spannende Roman ist sowohl optisch, inhaltlich und sprachlich etwas Besonderes. Die ersten paar Seiten war der Sprachstil zwar gewöhnungsbedürftig, doch man liest sich schnell ein und schließlich hat mir der markante Sprachstil sogar gefallen. Was für eine Leistung der Autorin, das durchzuhalten! Die Geschichte wird aus Sicht des fünfjährigen Jack erzählt, was die Ausergewöhnlichkeit des Buches noch verstärkt. Der Fokus innerhalb der Handlung liegt klar auf den Charakteren und ihre Sprache und Gesten sind logisch und realistisch. Emma Donoghue gelingt es, eine unglaublich beklemmende Atmosphäre zu schaffen, die ab der zweiten Hälfte des Buches von einer unglaublichen Spannung abgelöst wird, die sich bis zum Ende hält und den Leser nachdenklich hinterlässt.
Neben all dieser positiven Anmerkungen habe ich aber auch ein paar kleinere Kritikpunkte. Die ersten Seiten sind doch ein wenig anstrengend, weil man sich an den außergewöhnlichen Schreibstil gewöhnen muss (Hätte ich nicht im Vorfeld schon so viel Gutes von dem Buch gehört, hätte ich vielleicht wenig Motivation gehabt, weiterzulesen). Hat man sich an de Schreibstil gewöhnt, so ist das Buch dennoch bis ungefähr Seite 50 recht langatmig; die Autorin muss aufpassen, dass sie sich nicht in Detailverliebtheit verliert. Man muss sich als Leser zwingen, nichts zu überspringen, obwohl viele Infos so willkürlich erscheinen. Liest man jedoch genauer, so erhält man viele wichtige Hinweise über das Leben von Jack und seiner Mutter. 
Was ich allerdings unlogisch fand, war Jacks kleiner 'Sprachfehler' (Er sagt zum Beispiel "Ich habe vergisst" anstatt "Ich habe vergessen"). Jack ist im Allgemeinen nämlich ein sehr kluges Kind, das zudem sehr viel Sprache (+ Grammatik) durch das Fernsehen mitbekommt. Wollte die Autorin damit verdeutlichen, dass Jack erst 5 Jahre alt ist? Ich weiß es nicht. Auch im späteren Verlauf fand ich den Sprachstil teilweise zu überdeutlich angelegt....ich will nicht zu viel von der Handlung verraten, deshalb verbleibe ich mit dieser Andeutung.

FAZIT
Ein spannendes und außergewöhnliches Buch über ein schlimmes Thema, welches durch ähnliche reale Fälle (Fritzl, Kampusch) Bilder in unserern Köpfen hervorruft. Aufgrund ihres engen Fokus auf die Hauptcharaktere schafft es Emma Donoghue jedoch, eine Geschichte zu erzählen, die keineswegs klischeebehaftet oder abgekupfert erscheint.
Durch die aufgezählten positiven Besonderheiten wiegen die genannten Kritikpunkte wenig auf. Deshalb gebe ich RAUM 4 Sterne mit deutlicher Tendenz zu 5 Sternen und einer klaren Leseempfehlung!