Beleuchtet ein interessantes Kapitel der deutsch-deutschen Geschichte
Bewertet mit 4 Sternen
"Bonn, Frühjahr 1974: Erstmals lassen sich DDR-Diplomaten in der Bundeshauptstadt nieder. Die Politprominenz feiert, aber die Folgen verändern mehr als ein Leben.
Heike lebt zurückgezogen mit Mann und Kindern in Bonn, manchmal hilft sie im Schreibwarenladen mit. Von ihr aus könnte es immer so weitergehen. Doch eines Tages steht ihr alter Uni-Professor im Laden, der Leiter des Instituts für Graphologie.
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Annette Wieners holt mit »Die Diplomatenallee« ein unbekanntes Kapitel der deutsch-deutschen Geschichte ans Tageslicht."
Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen, und es insgesamt als spannend und hochinteressant empfunden.
Für mich (Jahrgang 1980), die die 70er Jahre nicht erlebt hat, wurden die frühen 70er Jahre in der bundesdeutschen Hauptstadt lebendig, Stimmung und Atmosphäre wurden gut eingefangen. Man erfährt einiges über den Aufbau der deutsch-deutschen diplomatischen Beziehungen mit ihren Befürwortern und Gegnern, in einer Zeit geprägt von Mißtrauen und Spitzeleien. Das dabei völlig unbescholtene Bürger zum Spielball der Geheimdienste (und nicht nur der des Ostens) wurden, ohne Rücksicht auf Verluste, wird sehr deutlich.
Die Thematik der Grapghologie und deren Rolle in den 60er und 70er Jahren, finde ich hoch interessant - wobei das Thema insgesamt weniger beleuchtet wurde, als ich vorab erwartet hätte.
Am Ende bleiben einige Fragen und Fäden offen, was mich zunächst etwas irritiert zurücklies. Nachdem ich die Lektüre nun etwas habe sacken lassen, stören mich die offenen Fäden allerdings gar nicht mehr so sehr. Ja, der Leser bleibt ein wenig verwirrt und ratlos zurück. Manches ergibt - ohne weiteres Hintergrundwissen - keinen Sinn. Die Rolle einiger Figuren bleibt nebulös. Aber: Irgendwie passt genau das wieder zur im Buch transportierten Atmosphäre des gegenseitigen Bespitzelns und des Misstrauens.
Das Nachwort liefert nochmal einige interessante und aufschlußreiche Informationen zu damaligen Situation. Insgesamt empfand ich das Buch als definitiv lesenswert, wenn man sich für Zeitgeschichte interessiert.