Rezension

Bergsteigerroman, verpackt als Agententhriller

Im Auftrag des Drachen - Trevanian

Im Auftrag des Drachen
von Trevanian

Bewertet mit 2 Sternen

Ein echter „Trevanian“. Wie bei diesem üblich geht es um alles Mögliche, nur nicht um Geheimdienste oder Profikiller. Denn über Dr. Hemlock erfährt man - ebenso wie über Nikolai Hel („Shibumi“) - sehr viel über private Hobbies (bei Hemlock Gemälde und Bergsteigen, bei Hel poetische Betrachtungen und japanische Ästhetik), den Bekanntenkreis, die Lebensumstände etc., aber kaum etwas über Tätigkeiten von Geheimdiensten oder die von ihn durchgeführten Aufträge.

Dafür gibt es reichlich groteske Typen aus dem Panoptikum, die eher in einen Comic passen würden, vor allem „Dragon“, den lichtscheuen Chef des „CII“, der in einer Dunkelkammer mit Rotlicht haust. CII ist keine Abkürzung, sondern steht für die römische Zahl „102“, die Organisation selbst ist wohl eine Art Parodie auf die CIA, da ihr im Roman durchgehend Unfähigkeit bescheinigt wird und keiner weiß, warum sie eigentlich da ist. Erinnert alles eher an eine überdrehte, grellbunte Sixties-Veralberung der James Bond-Filme.

War Hel in „Shibumi“ ein Höhlenkletterer, klettert Hemlock auf Berge – und dies macht allein weite Strecken des Romans aus. Hemlock beim Training, im Biwak, in der Eiger Nordwand. Der ursprüngliche Grund für seinen Mordauftrag löst sich zunehmend in Wohlgefallen auf, übrig bleibt nur seine Kletterei, die Agentengeschichte dient lediglich als notdürftige Erklärung für seine Eigerbesteigung.

Den künstlichen Hype um die Trevanian-Romane habe ich nie verstehen können, vielleicht auch eine Generationen-Frage. Für mich stellen sie eher Mogelpackungen dar und dies ist nicht jedermanns Sache.