Rezension

Bericht einer Agentin: Lose Enden als Ermahnung in der heutigen Zeit

American Spy - Lauren Wilkinson

American Spy
von Lauren Wilkinson

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Bericht über US-Agenten im Kalten Krieg, Diskriminierung, politische und persönliche Entscheidungen

Der angekündigte Thriller über die Aktivitäten einer FBI-Agentin während des Kalten Krieges entpuppt sich als Bericht einer Frau, die nach dem vereitelten Einsatz eines Auftragskillers aus den USA in die Heimat ihrer Mutter flieht, um ihre Zwillinge im Kleinkindalter zu schützen. Für die beiden - William und Thomas - ist ihr Bericht gedacht. Sie sollen von ihrer Mutter selbst die Geschichte ihrer Herkunft hören und verstehen, aus welchen Beweggründen heraus Marie wie handelte. Denn das fehlte Marie offenbar in ihrer Kindheit; sie musste selbst herausfinden, dass ihre Mutter Agathe eine Spionin war und ihre Tarnidentität und damit ihre Familie in Queens hinter sich ließ, um nach Martinique zurückzukehren. Auch die Umstände des Todes von Maries älterer Schwester Helene, die zum Militär ging und besessen davon war Agentin zu werden, muss sich Marie nach und nach zusammenpuzzeln. Schließlich fällt dieses Kapitel anders aus als gedacht. Symptomatisch für diese Story: Man erfährt tatsächlich nicht alles, wenig wird zu Ende erzählt, weil allein bei der Perspektive von Marie geblieben wird. Neben den Auswirkungen des Kalten Krieges in den USA und Afrika, hier insbesondere Burkina Faso, der kommunistischen Ideologie, präsidialen Entscheidungen der 1980er Jahre, Postkolonialismus, dem Selbstverständnis der USA und ihren paramilitärischer Gruppen als Weltpolizei mit wirtschaftlichen Interessen werden auch Themen wie Diskriminierung wegen Hautfarbe und Geschlecht, Manipulation sowie Selbstfindung, Heimat und Identität, aber auch Familie, Freundschaft und Liebe aufgegriffen. Damit passt das Buch eindeutig in unsere Zeit, da es aufzeigt, auf welch fatalem Weg nicht nur die USA gerade wieder sind. Die Geschichte ist wenig gefällig, vielleicht machen die Ecken und Kanten und das nicht-zu-Ende-Erzählte sie jedoch aus. Das Cover bunt und grell, eine schwarze Frau gehüllt in eine amerikanische Flagge, darüber der schlichte Titel. Was auf der Leseliste von Barack Obama steht, ist ein reinschauen wert.