Rezension

Berlin pulsiert!

Der nasse Fisch - Volker Kutscher

Der nasse Fisch
von Volker Kutscher

Bewertet mit 4 Sternen

Berlin, Mai 1929. Die blutigen Maiunruhen versetzen die Berliner Polizei in höchste Alarmbereitschaft. Dann wird im Landwehrkanal eine brutal zugerichtete Leiche gefunden. Der junge Polizeibeamte Gereon Rath, der von Köln zu Berliner Sitte abgestellt wurde, gerät zusehends immer mehr in einen Strudel  brisanter Ereignisse.

„Nasse Fische“, so werden ungeklärte Mordfälle in der berüchtigten Berliner Mordkommission genannt. Davon sollte es so gut wie keinen geben, so lautet die Devise. Als Gereon Rath von der Sitte zur Mordkommission kommt, ist er mittendrin in undurchsichtigen  Machenschaften und hat alle Hände voll zu tun, nicht selbst ins Visier der Kollegen zu kommen.

Volker Kutscher erzeugt in diesem zeithistorischen Kriminalroman eine intensive Vorstellung der damaligen Zeit. Berlin pulsiert. Koks, Alkohol und Waffen, Pornographie und politische Unruhen, der preußische Beamtenapparat gegen Kommunisten, Russen und der Unterwelt. Mittendrin, Gereon Rath, selbst kein Unschuldslamm. Der politische, geschichtliche und gesellschaftliche Aspekt steht hier in diesem Kriminalroman stark im Vordergrund, der Kriminalfall selbst ein wenig verworren und ausufernd. Da kann man ohne weiteres auch hin und wieder  ein paar Seiten quer lesen.

Gereon Rath ist ein überraschender Charakter. Ihm ist durchaus bewusst, was richtig und falsch ist, Auf welcher Seite des Gesetzes er selbst sich gerade befindet, interpretiert Rath allerdings oft auf sehr interessante Weise. Dies, gemeinsam mit sehr gelungenen Milieustudien und sogar einer kleinen Romanze, machen  den nassen Fisch zu einer ansprechenden Leseunterhaltrung.