Rezension

Berliner Kunstszene in schwierigen Zeiten

Die Galerie am Potsdamer Platz - Alexandra Cedrino

Die Galerie am Potsdamer Platz
von Alexandra Cedrino

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Kunstwelt aus Sicht einer Insiderin in Verbindung mit einer Protagonistin, die ihren Weg geht.

Alice kommt im frühen Erwachsenenalter ins Berlin der 1930er Jahre, um ihre Familie mütterlicherseits kennenzulernen. Die Ablehnung der Großmutter trifft sie sehr, aufgefangen wird sie von den Brüdern und der Schwägerin ihrer Mutter. Langsam lebt sie sich in Berlin ein und macht sich mit der Stadt vertraut. So lernt sie John kennen und letztendlich lieben. Der Weg zu einem eigenen Leben und Anerkennung ist nicht einfach; sie hat Erfolg als Fotografin und wird Teilhaberin der Familiengalerie.

Bei den Charakteren bin ich etwas zwiegespalten. Zum einen ist da Alice, die Protagonistin. Sie zeigt Stärke, wird aber durch fehlende Tiefe als Figur nicht komplett entwickelt. Gut ausgearbeitet finde ich John, der Ecken und Kanten zeige darf. Der aufkommende Nationalsozialismus wird in der Figur des Erik realistisch dargestellt. Das schwierige politische Zeitgeschehen, die Wirren der Zeit, der Umbruch werden nachvollziehbar in die Geschichte integriert. Das Wissen der Autorin um die Kunstszene im Berlin der damaligen Zeit ist gekonnt in die fiktive Geschichte eingeflossen. Gut gefallen haben mir auch die detaillierten Beschreibungen der Stadt, man empfindet die Wege förmlich nach und sieht sie bildlich vor sich.

Der Roman bietet solide Unterhaltung, ist für mich kein typischer historischer Roman, er fällt eher in die Kategorie Frauenroman. Für die kommenden Teile ist reichlich Potential gegeben; ich wünsche mir etwas mehr Tiefgang, auch in den Charakteren, sowie einen höherer Spannungsbogen.