Berührend
Bewertet mit 4.5 Sternen
Sally ist voller Wut, als sie aus einer Klinik abhaut, in der sie wegen Magersucht behandelt wird. Unterwegs trifft sie auf Liss, die allein einen Bauernhof mit Weinbergen, Obstbäumen und einem Kartoffelfeld bewirtschaftet. Liss bietet Sally ein Bett für eine Nacht an, doch aus der einen Nacht werden mehrere Wochen, bis die Polizei kommt und Sally mitnehmen will. Liss erkennt viele ihrer Wesenszüge in Sally wieder, sie war auch ein Kind, dass viel Freiheit brauchte...
Ich war immer der Meinung, kein Mann könne ein sensibles Buch über Frauen schreiben, aber dieses Buch hat mich vom Gegenteil überzeugt. Einfühlsam und warm, aber trotzdem distanziert schildert Arenz die schwierige Beziehung der beiden Frauen mit allen Höhen und Tiefen. Sein Stil ist eher nüchtern und beobachtend, aber trotzdem empathisch. Die beiden Frauen wachsen einem ans Herz und man wünscht sich, dass alles gut wird.
Einen halben Punkt ziehe ich ab, weil mir manchmal die Dorfidylle doch etwas zu sehr dominierte. Insgesamt ist das Dorfleben aber sehr realistisch geschildert, die Überwachung, die Tradition, in die niemand passt, der anders ist als die Mehrheit.
Das Buch hat mich sehr berührt, ich kann es wärmstens empfehlen.