Rezension

Berührend

Der Fall Eduard Einstein - Laurent Seksik

Der Fall Eduard Einstein
von Laurent Seksik

Bewertet mit 4 Sternen

Albert Einstein trennt sich von seiner Frau Mileva, als seine Söhne 10 und 4 Jahre alt sind. Der jüngere, Eduard, kommt über diese Trennung nie weg. Er ist musisch und intelligent, jedoch auch sehr empfindsam. Als er 19 ist wird bei ihm Schizophrenie diagnostiziert. Er kommt in die Heilanstalt Burghölzi, nahe Zürich, wo er mit seiner Mutter lebte. Die meiste Zeit seines restlichen Lebens wird er dort verbringen. Seinen berühmten Vater sieht er im Alter von 20 Jahren das letzte Mal, obwohl beide noch Jahrzehnte leben.

Laurent Seksik hat sich über viele Quellen ein Bild von Eduard Einstein gemacht und diese Erkenntnisse in einen nur teilweise fiktiven Roman verarbeitet. Er lässt in diesem Roman nicht nur Eduard Einstein "zu Wort"kommen, sondern auch Albert Einstein und die Mutter Mileva Maric. So kann der Leser sich mit vielen Empfindungen, Meinungen und Beweggründen vertraut machen und sich ein eigenes Bild machen.

Albert und Mileva haben beide früh geheiratet, beide waren Anfang zwanzig. Das einzige, was sie verbunden hat, war die Liebe zur Wissenschaft, zur Physik. Er heiratet sie 1903 gegen den Willen seiner Familie. Doch nach zehn Jahren scheiterte die Ehe. Albert Einstein heiratete in zweiter Ehe Elsa und blieb bis zur Emigration in Berlin. Mileva hingegen blieb mit ihren zwei Söhnen in Zürich und widmete ihrem Leben dem kranken Sohn.

Albert Einstein konnte mit der Geisteskrankheit seines Sohnes nicht umgehen, er vermied den direkten Kontakt zu ihm, wiech ihm aus. Allerdings ließ er sich regelmäßig über Dritte über ihn informieren. Gekonnt werden  seine inneren Spannungen, sein Zwiespalt, seine Zweifel, aber auch sein Leben dargestellt.

Laurent Seksik hat mit diesem Roman ein Leben im Schatten eines berühmten Vaters nacherzählt. Bedrückend  und grauslig erscheinen uns heute die damaligen Behandlungsmethoden, die bei Eduard Einstein angewendet wurden. Durch die fiktive Erzählweise, die eingebauten Dialoge, vor allem die abwechselnden Sichtweisen ( in der Ichform von Eduard, distanziertere und dennoch ergreifende 3-Person-Erzählung von Albert und Minerva) gelingt es ihm die biographischen Fakten dem Leser eindringlich und anschaulich zu vermitteln.