Rezension

Berührend

Für alle Tage, die noch kommen
von Teresa Driscoll

Bewertet mit 4 Sternen

Meine Meinung:
Für alle Tage, die noch kommen wird abwechselt aus verschiedenen Sichten, auktorial erzählt. Am Anfang erfährt der Leser zunächst erst einmal ein bisschen mehr über Melissa. Auf den ersten Seiten geht es darum, wie die Protagonistin das Buch erhält, welches ihre Mutter für sie geschrieben hat. und wie sie anfängt, es zu lesen. Im Grunde genommen sind dies an sich ziemlich emotionale Szenen, doch ich muss leider sagen, dass der "Funke" erst einfach nicht überspringen wollte. Es fiel mir schwer einen Draht zu Melissa aufzubauen, da sie mir zu unnahbar vorkam. Sie verschließt sich total. Nicht nur für ihre Familie und ihren Freund, sondern ebenfalls gegenüber des Lesers. Dieser Aspekt hat es mir sehr schwer gemacht, die Emotionen so richtig mitfühlen zu können, was ich gerade bei einer solchen Geschichte sehr schade finde.
Zum Glück fängt die Protagonistin im Laufe des Buches an, sich immer mehr zu öffnen. Zu diesem Zeitpunkt, wenn man als Leser endlich ihre Mauer durchbrechen konnte, erwischen einen die Gefühle von ihr, aber auch von den anderen, völlig ungedämpft, mit voller Wucht. Ich war an einigen Stellen so gerührt, dass es mir schwer fiel, überhaupt weiter zu lesen. Die Stimmung, die mich beim Lesen irgendwann gepackt hatte, hat mich doch ziemlich bedrückt.

»Jeden Tag, wenn ich dich ansehe, mein geliebtes Mädchen, macht mein Magen einen Freudenhüpfer. Und ich hoffe, du wirst eines Tages selbst erfahren, wovon ich schreibe. Denn ich verspreche dir, es wird plötzlich das sein, wofür du lebst...«
Zitat aus: "Für alle Tage, die noch kommen"

Nach den anfänglichen Schwierigkeiten fühlte ich mich jedoch richtig wohl mit und in dieser Geschichte. Teresa Driscoll schreibt mit einem sehr hohen Tempo und versteht sich darin, dem Leser jede einzelne Szene vor Augen führen zu können. Sehr oft hatte ich das Gefühl, Eleanor über die Schulter zu blicken, während sie neue Zeilen in das Buch schrieb. Sie war mir von Anfang an ziemlich nahe und ich konnte ihre Entscheidung, Melissa nichts von ihrer Erkrankung erzählen zu wollen, total nachvollziehen. Mit viel Fingerspitzengefühl erzählt uns die Autorin über die schwierige Zeit während Eleanors Erkrankung, blickt aber auch immer wieder auf die glücklichen Zeiten der Eheleute zurück. Diese Szenen geben dem Leser Luft zum Durchatmen und schafft so eine noch engere Bindung zu den einzelnen Figuren. Man erlebt, wie sie "vorher" waren und erlebt sozusagen live mit, wie es "danach" mit ihnen weiter geht. Wie sie sich entwickelten.
Natürlich weiß man ganz genau, dass Eleanor ihre Krankheit nicht überleben wird, ansonsten hätte sie ja schließlich dieses Buch nicht geschrieben, doch als ich an dieser entscheidenden Szene angekommen bin, konnte ich trotzdem nicht mehr an mich halten. Ich habe echt ein paar (viele) Tränen vergießen müssen.
Zusätzlich zu den Emotionen, die, wenn sie einmal da sind, nicht mehr verschwinden werden, hat es mir sehr gut gefallen, wie Teresa Driscoll immer wieder einen kleinen Cliffhanger eingebaut hat. Erzählt uns Melissa gerade die Geschehnisse, endet das Kapitel so gemein, dass man unbedingt wissen möchte, wie es weiter geht, doch dann kommt auf einmal Max zu Wort und man muss sich gedulden, bis man seine Zeit erneut mit Melissa teilen kann. Das Gemeine daran ist: Auch bei Max´ Kapitelende geschieht so ein gemeines "Ende". Diese Art von Kapitelende schafft natürlich eine immense Neugier, so dass man als Leser einfach weiter lesen muss.
Als absolut großartig habe ich eine Wendung empfunden, mit der ich so in keinster Weise gerechnet hätte. Ich habe dort eine regelrechte Schnappatmung entwickelt und konnte es echt nicht glauben...
Zum Ende gibt es nicht viel zu sagen, außer, dass ich absolut zufrieden damit gewesen bin. Ich mag es sehr, wie Teresa Driscoll Melissas Geschichte zu Ende gebracht hat. Sie hat mir damit ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Fazit:
Mit Für alle Tage, die noch kommen ist Teresa Driscoll ein wirklich schöner, emotionaler Roman gelungen, der mir überzeugen konnte. Mit viel Herz erzählt uns die Autorin, wie Melissa mit der Situation des "Buches" umgeht und zeigt außerdem, wie sie ihr Leben meistert. Ich habe alle Figuren total in mein Herz geschlossen und war an einigen Stellen zutiefst berührt. Die flotte Schreibweise und die stets dagewesene Spannung fesseln einen an die Geschichte, so dass man das Buch am Liebsten gar nicht weg legen möchte. Für mich ein absolut empfehlenswerter Roman.
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