Rezension

Berührend.

Die Mutter meiner Mutter
von Sabine Rennefanz

Bewertet mit 4 Sternen

Heute möchte ich euch ein sehr interessantes und berührendes Buch über das Schicksal einer Frau vorstellen.

Allgemeines:

Die Mutter meiner Mutter ist im September diesen Jahres bei Luchterhand erschienen. Gebunden, 256 Seiten. Autorin Sabine Rennefanz ist so manchem Leser vielleicht bereits seit ihrem Bestseller Eisenkinder bekannt. Für mich ist das Cover ein Hingucker, trotz der schlichten Gestaltung oder grade wegen dieser. Der Blick richtet sich sofort auf den Titel, der von einer Art Kranz eingerahmt ist.

Inhalt:

“Als der Krieg zu Ende war, fing für die vierzehnjährige Anna der Kampf erst an. Ihre Mutter war lange tot, ihr Vater von den Russen verhaftet worden, ihre Heimat verloren. Als Flüchtling machte sie sich mit ihren kleinen Brüdern allein auf den Weg nach Westen und fand in Kosakenberg, einem Dorf in der sowjetischen Besatzungszone, Unterschlupf. Am Hof der Familie Wendler kann sie als Magd härteste körperliche Arbeit leisten. 1949 kehrt Friedrich Stein aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft nach Kosakenberg zurück. Das Deutschland, das er verlassen hat, gibt es nicht mehr: seine Familie ist tot, sein Anwesen von Flüchtlingen besetzt, das Dorf voller Sowjet-Propaganda. Ein gebrochener Mann, zwanzig Jahre älter als Anna. Anna macht die Traurigkeit in seinen Augen vom ersten Tag an Angst.” (Bloggerportal)

Meine Meinung:

Die Mutter meiner Mutter – ein Buch, das berührt, das nachdenklich macht, das eigentlich eine immer noch hochaktuelle Thematik hat, wenn auch erst auf den zweiten Blick. Heute sind die Kriegsheimkehrer andere, die Probleme der Menschen häufig auch, aber das Nichthingucken, das Ignorieren von Unrecht, die Einsamkeit derer, die kein Gehör finden, wenn sie Opfer eines Verbrechens geworden sind, all das gibt es noch und wird es wohl immer geben.

Nach dem Lesen der ersten 50 Seiten war mein Eindruck: Hast du alles schon gelesen, schon wieder so ein Nachkriegsbuch. Aber je weiter ich las, desto besser gefiel mir Sabine Rennefanz’ Roman. Es gelingt der Autorin, ihre Charaktere glaubhaft zu gestalten und sie wahrhaftig handeln zu lassen. Man kann sich sehr gut hineinversetzen in das Flüchtlingsmädchen Anna, das weg will von seiner Stiefmutter. Anna findet schnell Arbeit in dem Dorf, in das sie mit ihrer Familie nach Ende des Zweiten Weltkrieges geflüchtet ist. Sie passt sich an, lernt schnell, fällt nicht auf und kommt irgendwie zurecht, aber wirklich dazu gehört sie nicht. Annas späterer Ehemann ist ein Kriegsheimkehrer, die Hochzeit findet gezwungenermaßen statt. Anna ist während ihrer gesamten Ehe todunglücklich. Erst, nachdem sie gestorben ist, kann ihre Geschichte erzählt werden.

Ihre Enkelin geht Annas Lebensspuren nach und deckt nach und nach die Wahrheit, wenn es denn die eine gibt, auf. Dazu befragt sie ihre Mutter und andere Zeitzeugen. Sie setzt die zunächst spärlichen Informationen zu einem Bild zusammen, das nach und nach klarer wird und am Ende das Leben ihrer Großmutter und auch das ihres Großvaters in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt.

Die Geschichte wird von Annas Enkelin aus der Ich-Perspektive erzählt, das macht sie sehr persönlich und auch besonders berührend.

Fazit:

Lasst euch nicht vom ersten Eindruck beeinflussen, lest weiter.