Rezension

Berührend, bewegend... wundervoll

Ein Lied für meine Tochter - Jodi Picoult

Ein Lied für meine Tochter
von Jodi Picoult

Dieses Buch hat so viele erwähnenswerte Aspekte, dass ich hoffe, all diesen wundervollen Details gerecht werden zu können.

Ein wichtiger Punkt des Buches ist die Musik: Jeder Teil wird als Track bezeichnet und es gibt einen Hinweis auf ein Musikstück, das perfekt dazu passt. Diese Musikstücke könnt ihr euch am PC anhören und zwar hier. Dieses Interaktive ist wirklich eine schöne Idee, die Musik auch. Vor allen Dingen ist Zoe Musiktherapeutin und bestimmt ihr Leben auch nach Musik. Das wird schon recht früh deutlich und dazu habe ich noch ein Zitat für euch:

Jedes Leben hat einen Soundtrack. [...] Wenn Sie mich fragen, dann ist Musik die Sprache der Erinnerung.
S.15 
Spätestens als ich diesen Satz gelesen hatte, war ich von der Geschichte und der Sprache darin schon hin und weg. Und das, obwohl ich nicht unbedingt ein Musikmensch bin, das trifft für mich nicht zu. Aber der Bezug dazu war in diesem Buch einfach so liebevoll gestaltet und nahtlos integriert.

Der Inhalt ist auch etwas Besonderes. Als ich den Klappentext gelesen hatte, war ich im Prinzip sofort auf der Seite von Zoe und Vanessa. Jemanden wie Max, das beschloss ich schon vorher, würde ich nicht leiden können, warum auch? Er widerspricht all meinen Prinzipien: Er ist überreligiös, seine Kirche schon fast eine Sekte, er ist homophob und er verweigert seiner Exfrau aus diesen Gründen die Kinder. Und mit homophoben Menschen habe ich bereits persönliche Erfahrungen machen müssen, die mich - zugegebenermaßen - in meiner Meinung schon versteift haben. Aber dieses Buch belehrt mich eines Besseren: Es erzählt eben nicht nur aus der Perspektive der beiden Frauen, sondern auch aus Max' Sicht. Jeder dieser drei Protagonisten berichtet abwechselnd. Interessant ist, dass Max dabei nicht nur aus inhaltlicher Sicht abgegrenzt ist, sondern dass sich auch die Schriftart ändert, eine Abgrenzung in jeder Hinsicht.
Obwohl meine Zuneigung für Zoe und Vanessa doch noch überwiegt, hat Jodi Picoult auch Max' Seite wirklich einfühlsam dargestellt und ich konnte doch mit ihm mitfühlen. Sie hat es geschafft, beide Parteien so darzustellen, dass man sich vielleicht mit einer mehr identifiziert, aber eben auch die andere Partei versteht. Das ist für mich das wirklich Großartige an diesem Buch.

Auch bei der Charaktergestaltung ist dieser Punkt natürlich wichtig, denn ich hatte auch für Max Sympathien. Er ist kein Protagonist, den man hassen könnte, und das Wichtigste, er ist eben auch kein richtiger Antagonist, auch wenn er gegen die zwei Frauen und ihre Liebe kämpft. Für ihn war es das Richtige in dieser Situation.
Weder Vanessa noch Zoe entsprechen dem Lesben-Klischee, das ja doch oft noch in den Köpfen der Menschen zu finden ist. Es sind zwei normale, mitten im Leben stehende Frauen, von denen die meisten sicher nicht denken würden, dass sie in einer Beziehung sind. So wie es auch häufig im wirklichen Leben der Fall ist.
Bei Zoe treffen sich dann zwei wirklich große Themen: Unfruchtbarkeit bzw. künstliche Befruchtung sowie die Liebe zu einer Frau. Und ich finde, Jodi Picoult ist die Umsetzung dieser sicher nicht leichten Doppelthematik einfach nur hervorragend gelungen.

Fazit

Dieses Buch besteht aus so vielen schönen Kleinigkeiten, die sich zu einem wundervollen Buch zusammensetzen und den Leser sicher berühren und auch verzaubern werden.