Rezension

Berührend - Emotional - Intensiv

Nicht weg und nicht da - Anne Freytag

Nicht weg und nicht da
von Anne Freytag

Bewertet mit 5 Sternen

Kurzbeschreibung: Nach dem Tod ihres Bruders macht Luise einen radikalen Schnitt: Sie trennt sich von ihrem mausgrauen Ich und ihren Haaren. Übrig bleiben drei Millimeter und eine Mauer, hinter die niemand zu blicken vermag. Als Jacob und sie sich begegnen, ist er sofort fasziniert von ihr. Doch Luise hält Abstand. Bis sie an ihrem sechzehnten Geburtstag aus heiterem Himmel eine E-Mail von ihrem toten Bruder bekommt – es ist die erste von vielen. Mit diesen Nachrichten aus der Zwischenwelt und dem verschlossenen Jacob an ihrer Seite gelingt es Luise, inmitten dieser so aufwühlenden wie traurigen Zeit das Glitzern ihres Lebens zu entdecken ...

Cover: Das Cover ist wunderschön und absolut passend für diese Geschichte. Es ist dezent und doch aussagekräftig und stark. Und auch bei der Innengestaltung spürt man die große Liebe zum Detail.

Meine Meinung: Anne Freytag ist zurzeit eine wirklich gefeierte Autorin, deshalb gehe ich an ihre Bücher doch mit einem höheren Anspruch heran. Von "Mein bester letzter Sommer" war ich zwar berührt, aber nicht umgehauen worden. Aber mit diesem Buch hat die Autorin mich.

"Nicht weg und nicht da" transportiert eine Geschichte, die sensibel und emotional ist. Die einen berührt - zutiefst. Es geht neben Verlust und Trauerarbeit auch um Themen wie psychische Störungen und Selbstmord. Es geht nicht nur um die Situation nach dem Freitod von Luises Bruder, sondern auch um seine inneren Beweggründe. Kristophers E-Mails erzählen seine ganz eigene Geschichte. Die Liebe zu seiner kleinen Schwester spürt man in jeder Zeile. Und Stück für Stück bringt er Luise ins Leben zurück.

Eine ebenso große Rolle bei Luises Trauerarbeit spielt Jacob. Der stille, schweigsame Jacob. Zeit mit ihm zu verbringen, sich zu öffnen und mit ihm zu reden, bringt wieder kleine Lichtblicke in Luises Leben. Es entsteht langsam eine innige Liebe, geprägt von Vertrauen, Hoffnung, Verlust und Schmerz.

Anne Freytags wunderbarer leichter Schreibstil führt uns dabei durch die verschiedenen Phasen der Trauer. Die Autorin schafft es, in ihren kurzen Sätzen und Kapiteln mehr Tiefe und Bedeutung unterzubringen, als andere in ganzen Kapiteln. Sie scheint bei ihrer detailgetreuen Beschreibung immer den Fokus auf die wirklich wichtigen Details zu legen.

Man steckt gefühlstechnisch mitten im Geschehen. Man fühlt, was Luise fühlt. Man weint, wenn Luise weint. Taschentücher sollte man sich definitiv bereitlegen. Diese Geschichte ist sanft, aber gewaltig.

Fazit: Anne Freytag erzählt eine Geschichte von Trauer, Schmerz und Hoffnung. Man erlebt Luise in den Phasen der Wut, des Abschieds und des Loslassens. Man schöpft mit ihr neuen Mut, um wieder ins Leben zurückzufinden. Berührend, emotional, intensiv. Ein großartiges Jugendbuch und eine bewegende Geschichte.

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