Rezension

Berührend, fesselnd und begeisternd

Die andere Hälfte der Hoffnung - Mechtild Borrmann

Die andere Hälfte der Hoffnung
von Mechtild Borrmann

Walentyna wartet auf die Rückkehr ihrer Tochter aus Deutschland. Seit Monaten hat sie nichts mehr von ihr gehört. Sie scheint spurlos verschwunden - wie viele andere Studentinnen, die angeblich ein Stipendium in Deutschland erhalten haben. Valentina lebt dagegen in der verbotenen Zone von Tschernobyl, ihrer alten Heimat. Um dem trostlosen Warten und dem bitterkalten Winter zu trotzen und die Hoffnung nicht zu verlieren, beginnt Walentyna ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. In Deutschland versteckt währenddessen Martin Lessmann eine junge osteuropäische Frau vor ihren Verfolgern. Als sie sich kurz darauf die Pulsadern aufschneidet, rettet er sie ein zweites Mal - und erfährt Ungeheuerliches.

Kateryna reist mit ihrer besten Freundin Olena nach Deutschland. Olena hat eine Einladung von der Düsseldorfer Universität bekommen und Kateryna kann als Gasthörerin mitreisen. Beide Mädchen können Arbeitsverträge von einem Restaurant und Hotel vorweisen, damit sie ein Visum erhalten.
Walentyna, Katerynas Mutter wartet vergeblich auf Nachricht ihrer Tochter aus Deutschland, und so meldet sie nach Wochen ihre Tochter als vermisst. Doch die Beamten der Miliz kümmern sich nicht wirklich um den Vermisstenfall. Es wird bald darauf eine Sondereinheit gebildet, in der auch Leonid mit drei anderen Kollegen mitarbeiten soll. Er wird auf Vermisstenfälle von zig Studentinnen aufmerksam, die allesamt nach Deutschland im Studentenaustausch eingeladen worden sein sollen, von denen aber niemand mehr etwas gehört hat. In der Sondereinheit herrscht Misstrauen und jeder arbeitet gegen den anderen, anstatt miteinander. Leonid macht sich eines Tages alleine auf nach Deutschland, um Kateryna und Olena dort zu finden und erfährt Unglaubliches.
Martin Lessmann derweil hat ein Mädchen aus Osteuropa aufgenommen, die er rettet und sie vor ihren Verfolgern beschützt. Er gerät immer weiter hinein, in das Rad der Geschichte dieser jungen Frau, bis er befürchtet, sie würde irgendwann seinen Hof und ihn wieder verlassen. Er tut alles, um ihr zu helfen und Informationen zu erhalten. Währenddessen beginnt Walentyna, ein Tagebuch ihrer Vergangenheit zu schreiben. Das Reaktorunglück, die Zeit danach, das Verschwinden ihres Ehemannes, der Tod ihres Sohnes und vieles mehr.  Sie schreibt alles auf für ihre Tochter Kateryna, damit sie all dies lesen kann, wenn sie wieder zu Hause ist.

Diese Tagebucheinträge sind sehr ergreifend und berührend. Detailgetreu beschreibt Walentyna die schlimme Zeit, wie die Menschen belogen wurden nach dem Reaktorunfall, wie sie behandelt und evakuiert wurden, was sie durchgemacht hat. Mehr als interessant war es, diese Dinge über die damalige Zeit von Tschernobyl und alles rund um den Reaktorunfall zu erfahren.

Mechthild Borrmann hat mit „Die andere Hälfte der Hoffnung“ eigentlich einen Kriminalroman geschrieben. Doch dieses Buch ist viel mehr. Sie hat es geschafft, durch die Ereignisse mit Kateryna und Olena eine unglaubliche Spannung aufzubauen, durch die Tagebucheinträge von Walentyna eine ergreifende und berührende Nebengeschichte aufzuschreiben  und mit den Ereignissen bei Martin Lessmann alles zusammenzubringen und perfekt ineinanderfließen zu lassen, so dass man vor lauter Spannung das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Das eine ist erschreckend, das andere berührend und das Ende fesselnd.                                                 

Der Schreibstil der Autorin sowie die kurzen Kapitel runden dieses Buch am Ende zu einem perfekten Lesevergnügen ab. Mich hat dieses Buch sehr berührt, gefesselt und begeistert. Auf jeden Fall, nicht nur jedem Krimi-Fan, weiterzuempfehlen.