Rezension

Berührend, magisch und lebensbehajend

Panthertage - Sarah Elise Bischof

Panthertage
von Sarah Elise Bischof

Bewertet mit 4.5 Sternen

Einige Worte zum Inhalt

Sarah ist zwanzig Jahre alt und hat nach ihrem Abitur große Pläne, als sie einen epileptischen Anfall erleidet. Nach einer Odyssee aus Arztbesuchen steht schließlich die lebensverändernde Diagnose fest: Epilepsie. Plötzlich steckt Sarah in einem Strudel aus Krankenhausbesuchen, Medikamenten, Scham und Wut und sozialer Ausgrenzung. Doch die junge Frau kämpft sich zurück ins Leben. In Panthertage berichtet sie von ihrem Leben mit der Epilepsie und zeigt beeindruckend, dass eine chronische Krankheit kein Grund ist, den Kopf in den Sand zu stecken.

Meine Meinung

Panthertage ist ein Buch, das mitnimmt. Manchmal ist einem zum Weinen und zum Lachen zugleich zumute, denn Sarah verpackt ihre Geschichte in einem so authentischen, durchdachten Schreibstil, dass man als Leser unweigerlich zwischen die Buchseiten gesogen wird. Mit viel Witz führt die Autorin in ihr Leben und die Thematik der Epilepsie ein. Man merkt direkt, dass man es mit einer Kämpferin zu tun hat, die sich nicht von einer Krankheit unterkriegen lässt. Für mich ist Panthertage schon fast ein Lebensratgeber, denn Sarahs Geschichte, ihre lebensbejahende Einstellung und die Art, wie sie mit der Epilepsie umgeht, beeindrucken mich zutiefst. Sie vermittelt ein Gefühl der Hoffnung und Kraft, das automatisch auf mich übergesprungen ist.

“Je mehr darüber gesprochen wird, desto besser. Die Welt soll davon erfahren. Von Epilepsie. Von Epileptikern. Von Anfällen. Und von unserem am Ende doch ganz wunderbaren und meist furchtbar normalen Leben damit.” – S. 27

Das Buch zeigt, wie viele alltägliche Situationen durch die Epilepsie an Schwierigkeit gewinnen und wie frustrierend es sein kann, stets anders behandelt zu werden als andere Menschen. Sei es nun das Bewerbungsgespräch, der Besuch beim Arbeitsamt oder das Finden des richtigen Partners – plötzlich sind all diese Dinge viel komplizierter und oft musste ich während des Lesens frustriert aufseuzfen und den Kopf schütteln. Zugleich erzählt Sarah ihre Geschichte so locker und lustig, dass ein ernster, trauriger Moment rasch urkomisch wird. Sie reißt Witze über ihre Krankheit und hält sich nicht mit Sarkasmus zurück, was ich sehr schön finde, da es zeigt, dass sie die Epilepsie akzeptiert hat, sich jedoch niemals von ihr unterkriegen lässt.

Erschreckend war es für mich, wie viele Menschen Vorurteile gegenüber Epileptikern zu haben scheinen. Bevor ich das Buch las, wusste ich zwar nur wenig über Epilepsie, trotzdem verstehe ich nicht, wie man anhand einer Krankheit ein Urteil über einen Menschen fällen kann. In den Szenen, in denen dies beschrieben wurde, hätte ich den entsprechenden Charakteren gerne einmal ins Gesicht geschlagen, weil es mich so wütend gemacht hat.

“Wie zum Teufel soll ich denn jemals diese Welt und all ihre komplexen Zusammenhänge verstehen, wenn noch nicht einmal mein eigenes Innenleben auch nur den Hauch eines Sinns für mich ergibt.” – S. 158

Die Handlung ist zum Teil autobiographisch, zum Teil fiktional, was eine sehr interessante Mischung ergibt. Ich empfand sie als sehr ruhig, mit einer klaren Linie, ohne jemals langweilig zu werden. Von der ersten bis zur letzten Seite konnte Sarah mich mit ihrer Erzählung in ihren Bann ziehen. Besonders schön fand ich auch die Beschreibungen Schwedens und des schwedischen Lebensgefühls, bei denen ich mich direkt in den Norden versetzt gefühlt habe. Und das Ende – ja, das Ende war einfach fabelhaft und genau richtig!

Sarahs Schreibstil ist ehrlich und locker und hat mir wahnsinnig gut gefallen. Jedes Wort ist genau am richtigen Platz, der Stil wirkt nicht gekünstelt, sondern natürlich und leicht. In dieser Geschichte lernen Worte fliegen!

Fazit

Ihr solltet dieses Buch unbedingt lesen – persönliche Who is Kafka-Empfehlung! Panthertage ist eine authentische, berührende, warmherzige Geschichte, die uns über unseren Tellerrand schauen lässt.