Rezension

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Berührend, schwere Kost.

Der Feind an meiner Seite - Johanna Winter

Der Feind an meiner Seite
von Johanna Winter

Bewertet mit 4 Sternen

Es fällt mir schwer ein Buch zu bewerten, welches das Martyrium einer Frau und ihrer Kinder so detailliert beschreibt. Anfangs empfindet man die Art von Rolf noch als "nur" großspurig, großkotzig, extravagant und wenig empathisch. Schnell wird aber klar, dass es dabei nicht bleibt. Er verliert zwischenmenschlich jedes Maß und hinterlässt eine traumatisierte Frau und Kinder. Grundsätzlich ist es immer schwierig über Geschehnisse zu urteilen, wenn man nur eine Seite kennt. Man bekommt zwar einen guten Einblick in das absurde Denken, kann sich aber als gesunder Mensch absolut nicht in diese Art von Denkensweise hineinversetzten. Ich möchte es auch gar nicht!

Zusätzlich hatte ich an einigen Stellen im Buch das Gefühl, die Autorin mal rütteln zu müssen. Wie kann man sich denn so viel erzählen und vormachen lassen? Warum lässt man sich immer wieder demütigen und zieht nicht viel, viel früher die Reißleine? Hätte man nicht auch im Interesse der Kinder schon früher und energischer Handeln müssen?

Diese Dinge gingen mir beim Lesen immer wieder durch den Kopf. Ich möchte nicht urteilen, ich habe bisher nie in einer solchen Situation gesteckt.

Das Buch ist nichts für Zartbesaitete, ich musste oft Schlucken vor Entsetzen und Unverständnis. Hoffentlich bekräftigen die Schilderungen aus dem Buch einigen Frauen und/oder Männern früher auszubrechen. Nicht an etwas festzuhalten, was sich nicht von alleine ändern wird. Vielleicht gibt es auch "Täter" die ihre eigenen Verhaltensmuster erkennen und aus Liebe etwas mit professioneller Hilfe daran ändern möchten.